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Geometrische Formen treffen auf intensive Farben

Archiv Geiger

In den ehemaligen Atelierräumen in München Solln kann der eindrucksvolle Nachlass des Malers Rupprecht Geiger (1908-2009) besichtigt werden.

Einmal im Jahr – immer im Frühjahr – findet der Tag der Archive statt. Dann öffnen viele Einrichtungen ihre Türen und gewähren einen Blick hinter die Kulissen. Wir haben dieses Jahr die Gelegenheit genutzt, um endlich das Archiv Geiger in Solln zu besuchen. Das Archiv ist untergebracht im ehemaligen Atelier des Künstlers und befindet sich in einem Wohngebiet am Stadtrand, in einer ländlich idyllischen Umgebung. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem Weiher und an mehreren Pferdekoppeln vorbei. Man hat das Gefühl, gar nicht mehr in München zu sein.

Gleich beim Betreten des Ateliers erfährt man die Kraft der Farbe. Der 1908 in München geborene Sohn von Willi Geiger ( ebenfalls Maler ), begann erst während des zweiten Weltkriegs zu malen. Sein künstlerisches Schaffen widmete er fortan der Farbe und der Abstraktion. Für Rupprecht Geiger war es wichtig, die künstlerische Experimentierfreude auch im Nachkriegsdeutschland zu etablieren und gründete 1949 zusammen mit anderen Künstlern in München die Gruppe ZEN 49, welche bis Ende der Fünfziger Jahre bestand.

Archiv Geiger München Solln - ISARBLOG
Sandra Westermayer begleitet uns durch die Ausstellung | Foto: Monika Schreiner

Intensiv leuchtende Kreise waren eines der bevorzugten Themen für sein Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen. Sie finden sich in allen Räumen wieder, denn das Archiv ist nebenbei auch Galerie und Ausstellungsraum. Die Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen sind fließend. Archivschränke, allerlei Sammelstücke aus der Natur und Skizzen des Künstlers findet Ihr gleichermaßen im Eingangsbereich. Alles wirkt so, als ob Rupprecht Geiger einfach grad zur Tür rausgegangen ist und gleich wieder kommt. Doch Rupprecht Geiger ist bereits seit 2009 verstorben. Er hat verfügt, daß sich gleich nach seinem Tod seine Nachkommen um seinen Nachlass kümmern sollen. Die Umsetzung seines letzten Willens erfolgte ein Jahr später mit dem Archiv Geiger, zunächst auf zehn Jahre angelegt.

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Werkstattbereich von Rupprecht Geiger | Foto: Monika Schreiner

Dieser speziellen Situation ist es geschuldet, daß das Archiv Geiger eher schrumpft denn wächst. Denn Teile des Nachlasses können die Besucher vor Ort auch erwerben. So hängt nur, was auch wirklich gekauft werden kann, erzählt Sandra Westermayer, die uns eine kleine Führung durch die Sammlung gibt.

Sie erzählt auch, dass der Künstler seine gegenstandslosen Werke oft einfach nach der Technik benannte, mit der sie entstanden sind. Zum Beispiel E 54 für ein Ei-Tempera-Gemälde. Typisch für sein Werk sind Farbverläufe. Diese finden sich bereits in frühen Gemälden wieder. Je nach Lichteinfall verändert sich die Wahrnehmung seiner Bilder und diese können dadurch vom Betrachter immer wieder neu entdecket werden. Rot gehörte zu einer der bevorzugten Farben für die astrakten Malerei von Rupprecht Geiger, wohingegen Grün aufgrund seiner Assoziation mit der Natur fast nie vorkommt.

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Leuchtende Farben wie beim Holifest | Foto: Monika Schreiner

Besonders gefällt mir die Seriegraphie „Metapher Zahl“ aus den Achtziger Jahren. Aus Kreisen und Rechtecken formt der Künstler die Zahlen von Null bis Neun, was erstaunlich gut funktioniert. Bei unserem Besuch werfen wir noch ein Blick in die Atelierräume von Rupprecht Geiger und  in seinen Farbenraum. Der ist besonders beeindruckend. Er erinnert mit all seiner Farbgewalt an ein riesiges Holifest.

Seid Ihr nun neugierig geworden? Dann könnt Ihr das Archiv Geiger immer Montag vormittags ( „MorgenRot“ ) oder Dienstags abends ( „AbendRot“ ) besuchen, allerdings ohne Führung. Diese ist jedoch sehr empfehlenswert. Die aktuellen Termine hierzu erfahrt Ihr auf der Webseite. Ferner gibt es Kinder- und Siebdruckworkshops. Ein Werk von Rupprecht Geiger findet ihr auch im öffentlichen Raum. Passt einfach mal auf, wenn ihr das nächste Mal am Gasteig seid und haltet Ausschau nach seine Skulptur „Gerundetes Blau“.

Archiv Geiger

Muttenthalerstr. 26
81477
München

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