Ein Reliquienfund im Mittelalter unter dem Altar einer ehemaligen Burgkapelle war der Anlass für viele Gläubige nach Andechs zu pilgern. Das nahm 1438 Herzog Ernst zum Anlass um für die Betreuung der anwachsenden Schar von Pilgern ein Chorherrenstift zu gründen, welches später zu einer Benediktinerabtei wurde. Wenn man eine Wallfahrt nach Andechs antritt, dann tut man das wegen der heiligen drei Hostien oder seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts der heiligen Hedwig wegen.
Viele jedoch kommen in der heutigen Zeit wegen des Bieres. Wir zugegebenermaßen auch. Hierfür wandern wir auf der klassischen Route von Herrsching den Berg hoch in Richtung Kloster Andechs. Für den Fussmarsch durchs wilde Kiental muss, je nachdem wie man zu Fuss unterwegs ist, circa 1 – 1,5 Stunden einplanen. Gerade im Sommer ist die Wanderung nach Andechs angenehm, denn der Weg ist die meiste Zeit im Wald und deshalb relativ kühl und schattig.
Das Bier von der Klosterbrauerei Andechs
Oben angekommen besucht man in der Regel erst die gotische Hallenkirche aus den Jahren 1423/27. Wir gehen jedoch zuerst zur Brauerei, denn dort haben wir eine Verabredung mit Martin Glaab, dem Pressesprecher des Klosters. Er führt uns durch die Brauerei und später durch das Kloster. Er hat allerhand zu erzählen, zum Beispiel warum Lebensmittel aus dem Kloster besonders gut sind. Das hängt damit zusammen, daß die Mönche von jeher lesen und schreiben konnten und deshalb ihre Rezepturen und Erfahrungen weitergehen konnten. Aber auch am Glaubenssatz, daß jedes Ding seine Zeit braucht.
Sprich, es wird nicht immer nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gehandelt. Dem Bier wird Zeit zum Reifen gegeben. Der Respekt vor dem Produkt, aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen zählt ebenfalls zur Philisophie des Klosters. Das hat mich sehr beeindruckt und auch der Mut des Klosters in den Siebziger Jahren trotz großer Ungewissheit einen Neubeginn der Brauerei zu wagen. Ansteigende Besucherzahlen und die große Beliebtheit der Biere belohnen nun das Engagement der Mönche.
Das Kloster Andechs
Wir gehen weiter in die Wallfahrtskirche. Auch hier kann man Einiges entdecken. Wir dürfen einen Blick in die allerheiligsten Räume werfen, dort wo die Reliquien lagern. Ihnen wird eine heilende und schützende Wirkung zugeschrieben und deshalb waren sie neben der Weihe, die sie einem Ort verliehen so begehrt.
Graf Rasso soll von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land die ersten Herren-Reliquien mitgebracht haben ( Teile der Dornenkrone, des Spottzepters, des Kreuzes sowie des Schweißtuches Christi ). Dazu kam 1929 durch Kardinal Bertram von Breslau ein Splitter des Hauptes der Heiligen Hedwig von Schlesien nach Andechs.
Zurück in der Kirche sehen wir uns im lichtdurchfluteten Innenraum um. Die dem Nikolaus von Myra und der heiligen Elisabeth von Thüringen geweihte gotische Hallenkirche ist eine der bedeutendsten in Oberbayern. Sie wurde 1755 von Johann Baptist Zimmermann im Sinne des Rokokkos umgestaltet und mitunter durch das Bildprogramm der helfenden Maria zu einem Marienwallfahrtsort. Charakteristisch für die Kirche ist, daß Chor und Langhaus nahtlos ineinander übergehen und somit einen lichtdurchfluteten Zentralraum bilden.
Eine schöne Geschichte ist die von der kleinen Maus, die während des dreissigjährigen Kriegs die verschollene Dornenkrone aus dem Heiligen Land wiederentdeckte. Das wurde auch in einem Deckenbild festgehalten. Aus Dankbarkeit stellen die Mönche einmal im Jahr vor einem Spalt im Altarboden ein Stück Käse, welches dann am Ende des Tages immer verschwunden ist.
Tipp: Kostenfreie Führungen finden während der Sommermonate immer mittwochs und sonntags um die Mittagszeit statt. Um in die Heilige Kapelle mit der Reliquiensammlung zu kommen bedarf es einer Anmeldung zusammen mit einer Gruppe.
Das leibliche Wohl
Seit jeher war es die Aufgabe der Mönche für Unterkunft und Speisung der Pilger zu sorgen. Denn nach der Regel des Heiligen Benedikt soll „Alle Fremden, die kommen sollen aufgenommen werden wie Christus“. Dies taten die Mönche im Bräustüberl, dessen Ursprünge schon im Mittelalter liegen.
Doch Anfang des 20. Jahrhundert wurde das bisherige Bräustüberl zu klein und durch die Auslagerung der Mälzerei wurde zusätzlicher Platz geschafffen. In den 1950er Jahren wurde dann die Terrasse erweitert, von der man auch einen herrlichen Blick auf das bayerische Umland hat. An der Brotzeittheke des Bräustüberls gibt es die Andechser Frischkäsezubereitungen. Dazu gibt es Andechser Biertreberbrot von der Hofpfisterei oder ein frische Brezn. Eine Kuriosität sind die im Inneren des Bräustüberl abgesperrten Bierkrüge.
Wir kehren aber bei unserem Ausflug in den Klostergastof ein. Der traditionsreiche Gasthof ist älter als das Kloster Andechs selbst und wurde erstmals 1438 als herzogliche Tafernwirtschaft urkundlich erwähnt. Im Innerern gibt es verschiedene Stüberl, draussen eine Terrasse sowie ein Wirtsgarten. Als besonderes Schmankerl gibt es hier ein Tablett mit einer Auswahl an Bieren. Sechs der acht Biere befinden sich darunter. Allgemein gibt es drei Helle, zwei Dunkle und drei Weißbiersorten. Im Unterschied zu anderen Brauereien wird in Andechs das ganze Jahr dunkles Bier gebraucht. Zum Mitnehmen empfehlen wir den Klosterschnaps oder Produkte aus der Metzgerei.
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