Der Herbst ist die ideale Jahreszeit für Ausflüge rund um München oder in die Berge. Es ist nicht mehr so heiß und es läßt sich entspannt wandern oder kleine Besichtigungen machen. Deshalb waren wir Ende September ein Wochenende im Salzkammergut, genauer gesagt am Traunsee. Er ist circa zweieinhalb Stunden mit dem Auto von München entfernt und ist benannt nach dem Fluss, der ihn durchfließt. Zugleich ist er der tiefste See Österreichs. Diesen Umständen ist es zu verdanken, dass er auch kälter ist als andere Seen in der Umgebung.
Seerundfahrt auf dem Traunsee und Einkehr beim Hoisn Wirt
Da die Badesaison leider schon vorbei ist, machen wir kurzerhand eine Schiffsrundfahrt auf dem See. Dazu besteigen wir nicht das historische Schiff Gisela, das am Rathausplatz von Gmunden vor Anker liegt und nur noch zu besonderen Anlässen seine Runden dreht, sondern ein modernes Ausflugsschiff. Mit ihm fahren wir bis zum Hoisn Wirt. Der Gasthof hat eine eigene Anlegestelle unterhalb des Grünbergs. Hier besuchen wir den tollen Wirtsgarten mit einer wunderbaren Aussicht auf den See. Auf der Tageskarte steht eine seltene Spezialität: der Riedling. Das ist eine Renkenart, die nur im Traunsee vorkommt. Als Nachtisch gibt es Schwan. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Das Tier ist allerdings aus Baiser und einem Kern aus zwei Kugeln Eis. Das Dessert ist eine Erfindung des Hauses.
Rathausplatz und Altstadt von Gmunden
Nachdem wir wieder in Gmunden angelegt haben, erkunden wir die Stadt. Die Anfänge von Gmunden gehen auf das fünfte Jahrhundert zurück und die Stadt wurde lange Zeit vom Salzhandel geprägt. Im 19. Jahrhundert wurde Gmunden dann zur Kurstadt und aus dieser Zeit stammen auch einige der schönen Häuser und Villen. Das Zentrum von Gmunden ist der Rathausplatz, der sich zum See hin öffnet.
Der Platz hat mit dem Glockenspiel auch eine Besonderheit. Wie es sich für eine Keramikstadt gehört, ist es aus Porzellan. Die Keramik die traditionell in Gmunden gefertigt wird, ist allerdings aus Ton. Dieser eignet sich aber nicht so gut für diese Zwecke. Doch die so typischen Farben, Grün und Weiß, für die das Geschirr aus Gmunden bekannt ist, tragen die Glocken schon. Um zu sehen, wo und wie das berühmte Geschirr gefertigt wird, besuchen wir als nächstes die Werkstätten.
Gmundner Keramik Manufaktur
In der Gegend um Gmunden gab es reiche Tonvorkommen. Bereits im 15. Jahrhundert wurde die Keramik zum ersten Mal urkundlich erwähnt und entwickelte sich zum Zentrum für Keramikkunst in Österreich. Die Gmundner Keramik kommt also vom Traunsee nicht vom Tegernsee wie man vielleicht fälschlicher Weise aufgrund der Namensähnlichkeit annehmen könnte.
Wenn ihr auf dem Werksgelände seid, solltet Ihr an einer Führung teilnehmen. Dadurch bekommt Ihr Einblicke in die Herstellung und Geschichte der Manufaktur. Denn die Teller und Tassen werden dort wirklich noch größtenteils mit der Hand hergestellt. So durchlaufen die Geschirrteile innerhalb des Herstellungsprozesses mehrere Stationen, die man auch besichtigt.
Wer im Anschluss Lust hat selber eine Tasse oder einen Teller zu gestalten, der kann das im Nachbarhaus tun. Die selbstgestalteten Geschirrteile, werden dann gebrannt und auf Wunsch zugeschickt. Natürlich gibt es die Gmundner Keramik auch fertig zu kaufen. Im Fabrikverkauf erhält man das komplette Sortiment sowie jede Menge reduziertes Geschirr ( Zweite Wahl ). Wer mag, setzt sich gemütlich in den Garten und bestellt sich Kaffee und einen Kuchen.
Die neue Attraktion:
der Baumwipfelpfad Salzkammergut am Grünberg
Der Grund, warum wir unbedingt nach Gmunden fahren wollten, war noch ein anderer. Denn seit diesem Sommer gibt es bei Gmunden einen Baumwipfelpfad. Er befindet sich auf dem Grünberg und ist sehr leicht mit der Grünbergbahn, einer modernen Seilbahn, zu erreichen. Errichtet und betrieben wird der neue Baumwipfelpfade von der Erlebnis Akademie AG, die ihren Sitz im Bayerischen Wald hat.
Der Pfad beginnt mit einer Plattform in Richtung Gmunden und bietet einen wunderschönen Blick auf die Stadt inklusive Gleitschirmflieger, die sich dort in die Lüfte begeben. Wir spazieren dann eine Weile auf dem Pfad durch die Baumwipfel, bis wir schließlich zu einer runden Holzkonstruktion gelangen. Ihre Form ist einem Salzfass nachempfunden. Hier kann man langsam im Kreis nach oben laufen. Der Weg ist barrierefrei, nicht anstrengend und auch für Familien mit Kleinkindern oder Kinderwagen gut machbar. Wir sind begeistert wie harmonisch sich das „Fass“ sich in die Landschaft einfügt.
Oben angekommen hat man eine tolle Aussicht auf den Traunsee und die umliegenden Berge. Der Aussichtsturm bietet selbst für Einheimische noch nie gesehene landschaftliche Perspektiven. Zurück nach unten geht es wieder im Kreis. Ab 2019 kann man allerdings auch nach unten rutschen. An der Röhre wird gerade noch gearbeitet. Nach dem Besuch des Baumwipfelpfads kann man noch auf eine nahegelegene Alm einkehren oder zum Laudachsee weiterlaufen. Der See liegt im Naturschutzgebiet und ist leicht zu erwandern.
Gemütlich gondeln wir wieder abwärts in Richtung Stadt. Auf einer kleinen Erkundungstour entdecken wir noch einige nette Läden, darunter das Hutgeschäft Hase, welches auch über einen schönen Innenhof verfügt. In den Straßen der Altstadt ist noch Einiges los. Die Leute sitzen vor Geschäften und Wirtshäusern bei einem Glas Wein zusammen und unterhalten sich. Am Marktplatz in der Altstadt laufen wir beim Slow Food Markt mit Livemusik vorbei. Wir lassen jedoch den Tag vor der urigen Weinstube Spiess ausklingen. Das Wirthaus existiert seit 1885 und ist bekannt für regionale Spezialitäten. Wir bestellen uns Fisch- und Kürbissuppe sowie geschmorten Gamsschlögel und und Reinanke ( so heißen die Renken hier ) aus dem Traunsee. Sie schmecken in geselliger Runde beim einem Schoppen Wein besonders gut.
Ein Schloß mitten im See: Das Schloß(hotel) Orth
Am nächsten Tag schauen wir uns noch Schloß Ort an. Es liegt idyllisch im Traunsee und ist über einen Steg zu erreichen. Bekannt wurde es durch die Fernsehserie „Schloßthotel Orth“, die in aller Welt zu sehen war. Das Schloß ist in Wirklichkeit kein Hotel, sondern ein Standesamt und Museum (zur Geschichte des Ortes und auch für Bergsicherheit). Für Hochzeiten ist es eine wahre Traumkulisse. Es ist auch das älteste Gebäude in der Gegend. Denn der Vorläufer des Schlosses – eine Wasserburg – existierte bereits im Jahre 909. Nach wechselnden Besitzern gehört es nun der Stadt Gmunden.
Nur ungern steigen wir ins Auto und verlassen Gmunden, nicht ohne uns vorzunehmen bald wiederzukommen. Vielen Dank an Gmunden Tourismus und EAK für die schönen Ein-und Ausblicke auf Gmunden am Traunsee!