Jasmine Ellis ist Tänzerin, Choreografin und Regisseurin zugleich. Ursprünglich kommt sie aus Kanada und hat ihre Ausbildung in Toronto und Rotterdam absolviert. Seit 2013 lebt sie in München und fühlt sich in der bayerischen Metropole sehr wohl. Sie schätzt vor allem die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Stadtteile und die Nähe der Berge, in denen sie in ihrer Freizeit gerne wandern und klettern geht.
Kanadische Tänzer kommen immer wieder nach München, vor allem ans Staatstheater, aber nur wenige bleiben langfristig in der Stadt. Aber Jasmine Ellis ist als Teil der freien Szene in München geblieben. Für ihre Produktionen arbeitet sie an verschiedenen Orten ( Schwere Reiter, Residenztheater, HochX ) mit lokalen Modedesignern und Musiker wie Maximilian Hirning zusammen. Der Tanz fungiert für sie als Bindeglied zwischen den verschiedenen Disziplinen.
‘Munich it’s cooler than you think!’
Jasmine Ellis
Für einige ihrer Projekte bekommt sie eine Förderung des Kulturreferats, aber München ist eine teure Stadt für freie Künstler. Dass sie dennoch mit Leidenschaft ihrer Arbeit nachgehen, ist das, was Jasmine Ellis an den Tänzern der freien Szene fasziniert.
Das Erzählen von Geschichten nimmt eine zentrale Stellung in ihrer Arbeit als Choreografin ein. Besonders interessiert Jasmine Ellis das Menschsein an sich, die Erfahrungen des Strebens und Scheiterns. Ihre Stücke entstehen zusammen mit den Tänzern, mit denen sie arbeitet, aber die auch wesentlich zur Entwicklung der Stücke mit beitragen.
„Dance for me is a way to share something
Jasmine Ellis
that can’t be captured by the limitations of words„.
Seit einiger Zeit beschäftigt sie sich in ihren Arbeiten mit dem Thema Einsamkeit. Schon vor der Corona Pandemie hat sie das Stück „Lucas is lonely“ herausgebracht, das soziale Isolation thematisiert. Es entstand im Jahr 2019 für die Winnipeg’s Contemporary Dancers. In ihm geht Jasmine Ellis der Frage nach, was Isolation mit uns macht und welche Rolle wir gegenseitig spielen. Ein Thema, das 2020 aktueller ist denn je, in einer Zeit in der die Menschen durch längere Lockdowns vermehrt auf sich gestellt sind.
Darauf folgte das zweite Stück der Trilogie: „Toni is Lonely“. Ausgangspunkt dafür war die US-amerikanische Studie, der zufolge ein Viertel der Teilnehmer angaben, keine Vertrauensperson zu haben. Die Kernaussage war, dass wir zwar alle ständig auf Social Media präsent sind, aber dass trotz ständiger sozialer Verfügbarkeit die Isolation wächst. Das veranschaulicht Jasmine Ellis indem sie einen Theaterschauspieler ( Philip Dechamps ) mit ausgebildeten Tänzer auftreten lässt. Je virtuoser die TänzerInnen agieren, desto deutlicher wird sein Unvermögen. Vier KontrabassistInnen kommentieren mit ihrer Musik darüberhinaus das Geschehen auf der Bühne. Das Stück wurde 2019 beim Dance Festival uraufgeführt.
Das dritte Stück der Triologie heißt „Is Susan Lonely?“ und sollte im November 2020 Premiere im HochX haben. Diese mußte leider aufgrund des erneuten Lockdowns und der damit verbundenen Schließung der Kulturbetriebe entfallen. Is Susan Lonely? handelt von der Zerrissenheit einer Person durch ihre Innen- und Außenwahrnehmungen. Anhand von Tanz, Sprache und Livemusik sollen die Folgen der Einsamkeit aufgezeigt werden.
Die Stücke der Triologie bauen nicht aufeinander auf. So kann man „Is Susan Lonely?“ ansehen, ohne dass man die beiden ersten Produktionen gesehen haben muss.
Über ihre Tätigkeit als Choreografin hinaus ist Jasmine Ellis die künstlerische Leitung der „Bad Posture Productions“. Hier wird mit Tanz im Kunstfilm experimentiert. Die Bandbreite geht von Musikclips hin bis zu Teasern. Diese filmische Erfahrung kommt Jasmine Ellis gerade zugute, denn sie hat kurzerhand aus dem Stück Is Susan Lonely?als Tanzfilm umgesetzt.
Auch das ist nicht leicht, denn die Pandemie beeinträchtigt den Alltag professioneller Tänzer erheblich. Auf die Frage, wie gerade trainiert wird, meint Jasmine Ellis, daß es jeder ganz unterschiedlich handhabe. Es gibt Onlineklassen, auf die weltweit zu gegriffen werden kann. Aber natürlich fehlt während des Lockdowns der Raum der Probebühnen. Normalerweise kümmert sich Jasmine Ellis auch um Trainingsmöglichkeiten. Beim „Bad Lemons Project“ organisiert sie kostengünstigen Unterricht für Tänzer der freien Szene. Dort kommen normalerweise einmal im Monat bis zu circa 30 Tänzer zusammen, um gemeinsam zu trainieren. Dies entfällt ebenfalls. Was bleibt, sind digitale Projekte, wie Is Susan Lonely?, das am 12. und 13. Dezember 2020 um 20 Uhr auf dringeblieben.de gestreamt wird.