Die Idee die Geräusche und Klänge des Waldes einzufangen kam Alexandra Cumfe aus Rottal-Inn 2017 beim Spazierengehen mit ihrem Hund. Seitdem ist die Musikerin immer wieder mit ihrem Fieldrecorder im Wald unterwegs und zeichnet zu unterschiedlichen Tageszeiten Geräusche auf. Das erfordert einiges an Geduld und Glück. Man muß genau im richtigen Moment auf die Aufnahmetaste zu drücken, um die Flüchtigkeit eines Vogelgesangs einzufangen. Darüber hinaus verwendet Alexandra aber auch Äste oder hohle Baumstämme als Musikinstrumente. Auch hier gibt es Überraschungsmomente. So fand sie heraus, dass das Trommeln auf hohlen Bäumstämmen dem Sound einer Bassdrum nicht unähnlich ist. Auch das knackende Totholz oder Tannenzapfen werden durch Berührung der Musikerin zu Percussioninstrumenten.
Der Wald ist längst zum regelmäßigen Aufnahmestudio von Alexandra Cumfe geworden. Das Finden neuer Klänge macht sie glücklich. Nicht nur in der bayerischen Heimat, sondern auch in den benachbarten Ländern wie Österreich oder Polen, aber auch in der großen weiten Welt. Dabei kommt es schon einmal schon mal zu unheimlichen Begegnungen wie mit einem Rehbock, der sie hinterrücks angebellt hat und Alexandra vor Schreck erstarren ließ. Da war es natürlich mit der Aufnahme vorbei.
Zunächst ging es der nun in München lebenden Musikerin nur um das Sammeln an sich, doch dann hat Alexandra die Klänge in einem Projekt weiter verarbeitet, das sie passend „Her Tree“ – also „Ihr Baum“ nannte. Auch wenn sie keinen direkten Lieblingsbaum hat, gefallen Alexandra doch sehr alte Buchen.
Für das Projekt hat sie sich mit Max Spindler, dem Gitarrist der Band Kannheiser zusammengetan. Mit ihm verfremdet die studierte Popmusikerin die gesammelten Klänge elektronisch durch Hall und Verzerrungen und fügt sie zu Melodien zusammen. Manchmal entdeckt sie dabei auch Geräusche, die ihr zunächst gar nicht aufgefallen sind. Unerwünschte Hntergrundsgeräusche werden einfach rausgefiltert. Zu dem entstehenden Soundgebilde schreibt Alexandra Texte und singt sie auch selbst sein. Das Ergebnis fasst sie so zusammen: Nature + Voice + No Instruments. Denn auf herkömmliche Instrumente verzichteten die beiden.
Im März 2019 kam die erste Single von „Her Tree“ heraus und wurde aufgrund ihrer ungewöhnlichen Entstehungsweise gleich mit dem Hubert von Goisern Preis ausgezeichnet. Sie heißt „who told you ( not to go outside)“ und ist gerade in Lockdownzeiten so aktuell wie nie.
Es folgenden Auftritte u.a. 2020 beim Sound Of Munich Now im Feierwerk und ab November 2020 ein halbjähriges Stipendium des Musikfonds Berlin. Zum Abschluss des Stipendiums soll im Mai 2021 auch das lang ersehnte erste Album von Her Tree erscheinen. Der Name ist schon bekannt. Es soll „Don’t try, be beautiful“ heißen. Ganz im Stil von „Her Tree“ werden auch hier natürliche Klänge zu urbanen Sounds gemischt. Das Album wird ein Mix aus neuen und bereits erschienen Liedern. Der Inhalt der Texte hat nicht automatisch etwas mit Natur zu tun. So befasst sich der Song FxxxU thematisch mit den sehr eingefahrenen Mustern der Musikbranche.
Im Dezember trat „Her Tree“ im Rahmen der Hochsitzkonzerte in der Münchner Muffathalle auf. Da aufgrund von Corona und dem damit verbundenen Lockdowns keine Konzerten stattfinden konnten, hat die Crew aus der Muffathalle einige Musiker eingeladen, auf dem im Freien aufgebauten Jägerstand zu musizieren. Mit dabei war eine Filmcrew, die das Ganze mit gebührenden Abstand aufgenommen hat und später auf Youtbe gestellt haben. Ein wirklich gelungener Weihnachtsgruss!
Das Album „Don’t try, be beautiful“ von „Her Tree“ erscheint am 28.5.2021