An der Oberföhringer Strasse gelegen ist ein Park mit flachen Häusern. Sie sehen irgendwie amerikanisch aus. Ob hier einmal eine Kaserne war? Die Antwort: nein, ein deutsches Lazarett, aber das Gefühl bleibt trotzdem. So ist es nur konsequent hier einen Cowboysaloon zu eröffnen, nämlich den der Künstlerin Gabi Blum. Von März bis Juli war er nur ganze vier Mal geöffnet.
Jeder Saloon beginnt mit einer Prozession der beteiligten Künstler rund um die Barracken in denen jetzt Vereine, Proberäume und Galerien ihr Zuhause gefunden haben. Am vergangen Mittwoch hieß es Abschied nehmen vom Salo(o)n, was mit einem grotesken Trauerzug mit feierlichen Ernst und einem Schuss Absurdität begangen wurde. Gabi Blum zieht die Kutsche aus Ermangelung eines richtigen Pferdes, begleitet von Motorrössern, einem Geier (der am Schluss, so sagt man, alles holt) und einem überdimensionalen Löffel, der dann vor der Galerie abgegeben wird. Alle beteiligten Zuschauer und Künstler sind Statisten und Akteure zugleich. Die Grenzen zwischen Inszenierung und Realität verschwimmen.
Als ich die Schwingtür ins Innere der Galerie FOE durchschreite, komme ich in einem Raum mit Bar, Souvenirladen, Hotdogstand, Wigwam, Klavier und Bühne und lasse mich als erstes auf einem der Pferdesättel nieder, die über eine Bank gelegt wurden. Alles amerikanisch, ein bisschen Retro und auf eine schöne Art skurril. Bald startet eine 16mm Projektion von Rebekka Erin Moran, die zwischendrin mit ihrem Onkel in Texas telefoniert und „live“ von der Veranstaltung berichtet.
Nächster Höhepunktpunkt: Molly Haslund mit ihrer Ukulele. Sie gibt Songs von den Beatles und andere Hits zum Besten. Nur werden diese von ihr umgestaltet und die Worte an den Schlüsselstellen mit dem englischen Fluch F***ing ersetzt, was den Liedern eine neue Wendung gibt, sie mal zum Komischen, mal zum Traurigem dreht. Gefolgt wird sie von Howlin‘ Max Messer and the Heavenly Tears, die zum ersten Mal seit den Ghost Lectures im Puerto Giesing wieder in München auftreten. Sie bieten eine gelungene Mischung aus Kabarett und Gesang, bei der die Tiki-Totenkopfbecher und die mit Packpapier umwickelten alkoholischen „Giftflaschen“ ihre Runden machen. Und mitten drin ein kleiner Hund, der die Bühne stürmt und mitheult und sich nach einer Kissenschlacht in den Federn breit macht. Von den Anwesenden wird er auf den Arm genommen, gestreichelt und hin und wieder steckt ihm jemand eine Wurst zu. Er ist der heimliche Star des Abends. Nachdem es eine Abrissparty ist, werden die bemalten Kulissenwände zerschnitten und als Kunstwerke versteigert. Draussen an einer Feuerstelle sollen spezielle Steine durch Wärme gesprengt werden. Leider will das nicht so ganz klappen, aber das macht nichts.
Es ist einiges nach Mitternacht, trete ich schweren Herzens meinen Heimweg an, im Gepäck ein paar schöne Stunden und Postkarten vom Souvenirshop, denn die kleinen Wildwestgalgenstricke waren mir dann doch zu makaber.
Gabi’s Saloon Trilogie
Eine begehbare Installation von Gabi Blum
19. März, 21. Mai & 16. Juli 2014
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