Es gibt Ausstellungen, die muss man persönlich erleben, sonst bekommt man keinen wirklichen Eindruck von den Arbeiten des Künstlers. Triumphant Scale im Haus der Kunst ist eine solche Ausstellung. Die Reproduktionen der Arbeiten geben nicht die Faszination wider, die einem beim Betrachten derselben in der Ausstellung ergreift. Der Besucher steht vor riesigen Wandteppichen aus eingesammelten Müll, die in den hohen Räumen des Haus der Kunst besonders eindrucksvoll zur Geltung kommen.
Die Kunstwerke erinnern aufgrund ihrer Größe an mittelalterliche Wandteppiche. Sie sind sie frei von bildliche Darstellungen, dafür mit Durchbrechungen und Ausbuchtungen, die das Ganze skulptural wirken lassen. Einige der Teppiche erinnern auch aufgrund Ihrer Farbigkeit an die Werke des Jugendstil-Künstlers Gustav Klimt. Für die Epoche würde auch sprechen, dass sie alle per Hand gefertigt wurden. Man mag sich gar nicht vorstellen, was für eine Arbeit es ist, die einzelnen kleinen Teile – vorwiegend aus Aluminium bzw. Kunststoff von Flaschenverschlüssen – miteinander zu verbinden. Dabei helfen dem Künstler El Anatsui seine Assistenten.
Je nachdem welche Farbe die Installation hat, vermitteln die Arbeiten bisweilen ein Gefühl der Schwere. Bei dem metallischen Schimmer denkt man gerne an Kettenhemden. Hier unterliegt man jedoch einer Täuschung. Denn die Arbeiten sind für sich genommen nicht so schwer. Durchschnittlich entsprechen sie vielleicht dem Gewicht von zwei ausgewachsenen Menschen.
In der Mittelhalle des Haus der Kunst befindet sich eine große begehbare Installation. Die Wände sind aus transparenten Netzen. Die Netze stellen einen Bezug zum Meer als Fundort des Material her. Triumphant Scale ist eine sehr zeitgemäße Ausstellung. Gerade durch die aktuelle Debatte, auf Verpackung zu verzichten bzw. dieses besser zu recyclen.
El Anatsui – Triumphant Scale
bis 28.07.2019 / Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München