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Theater
Foto: Sandra Then

Herz aus Glas

„Herz aus Glas“ von Herbert Achternbusch ist ein gesellschaftskritisches Stück, das anhand des Waldprophet Mühlhiasl, die klimatischen Auswirkungen unseres Egoismus schon vorhergesagt hat. Es basiert auf dem gleichnamigen Film von Werner Herzog aus dem Jahr 1976, zu dem Herbert Achternbusch das Drehbuch geschrieben hat. 

Im Zentrum der Handlung steht ein Dorf im 18. Jahrhundert auf der Schwelle zur Industrialisierung. Es herrscht Unruhe, da der Glasmeister Mühlbeck gestorben ist, ohne die genaue Herstellungsweise des begehrten Rubinglases niedergeschrieben zu haben. Deshalb steht die Produktion in der Glashütte still und Sorgen machen sich im Ort breit.

„Die Hütte brennt“ | Foto: Sandra Then

Die Regisseurin Elsa-Sophie Jach bringt das Thema nun das erste Mal ins Theater. Die Uraufführung war im Juli 2021 im Marstall. Anders als im Film ist ihr Stück nicht ganz so still. Das liegt  zum einen an der Begleitung des Stücks durch den Percussionist Samuel Wootton, andererseits an den Kostümen.

Die Kostümbildnerin Johanna Stenzel schlägt mit ihren Entwürfen die Brücke zwischen dem Rokoko (Perücken) und dem 21. Jahrhundert (Pastellfarbene Jogginghosen) und verortet, indem sie die Paniers der Reifröcke mit Lederhosenträger bestückt, die Handlung in Bayern.

Besonders ist auch das Bühnenbild. Zentral im Raum steht ein Haus. Mit seiner Multifunktionalität steht es für das ganze Dorf und auch für den zentralen Satz des Stückes „Die Hütt’n brennt“. Als die Gemeinschaft auf der Suche nach der Rezeptur für die Herstellung des Rubinglas auseinander triftet, so fällt das Haus auch in der Mitte des Stücks auseinander. 

Über der Dorfgemeinschaft schwebt der Mühlhiasl | Foto: Sandra Then

„Die Hütt’n brennt“ heißt aber auch für die Gesellschaft, es ist höchste Zeit etwas zu tun. In unserem Fall für die Umwelt. Das ist heute genauso aktuell wie damals. So verkörpert in „Herz aus Glas“ eine Kopie von Greta Thunberg den Mühlhiasl. Denn genauso wie früher der Prophet, mahnt auch die Klimaaktivistin mit den Worten „Our house is on fire!“ ihre Mitmenschen zur Mässigung.

Um den Text des Drehbuch ins Theater zu transferieren lässt die Regisseurin Elsa-Sophie Jachs einen Chor sprechen. Er verkörpert in „Herz aus Glas“ das Kollektiv des Dorfes. Wie im antiken Griechenland steht dem Chor ein einziger Protagonist gegenüber – hier dem „Mischwesen“ aus Greta Thunberg und dem Mühlhiasl. Diese Vorgehensweise funktioniert im großen und ganzen gut, nur an manchen Stellen, hat man Verständnisschwierigkeiten, wenn man den Film „Herz aus Glas“ nicht gesehen hat.

Insgesamt ist die Aufführung sehr gelungen und der Besucher verbringt kurzweilige eineinhalb Stunden, die aufzeigen, dass man Probleme gemeinsichtlich lösen muss, ansonsten herrschen Streit und Verderben.

Herz aus Glas

03.07.2021
— 29.07.2022
Marstall
Marstallplatz 4
80539
München
Weitere Veranstaltungstipps
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