Wer an Jugendstil denkt, verbindet diese Epoche nicht automatisch mit München. Doch in der bayerischen Hauptstadt lebten um die Jahrhundertwende viele Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle. Sie waren vorwärtsgewandt und richteten sich gegen den Historismus. Ihre Intention war es, Kunsthandwerk und industrielle Fertigung zusammenbringen und entwarfen dementsprechende Möbel, Geschirr und andere Gegenstände. Die Bezeichnung Jugendstil wurde zum ersten Mal in Zusammenhang mit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung verwendet 1897. Sie geht auf die Münchner Kulturzeitschrift Jugend zurück, welche durch ihr modernes Erscheinungsbild den Geschmack der Zeit prägte.
Grundlage der Ausstellung ist die Sammlung des Münchner Stadtmuseum. Dieses ist zur Zeit wegen Umbau geschlossen und hat die Chance genutzt zusammen mit der Hypo Kunsthalle eine Ausstellung „Jugendstil. Made in Munich“ zu organisieren. Als Kurator hat Roger Diederen den Designer Bodo Sperlein gewinnen können. Sperlein hat ein Designbüro in London und entwirft vom Jugendstil inspirierte Möbel. Für die Ausstellung hat er mehrere Jugendräume anhand von Fotos nachempfunden. Gezeigt werden neben Möbel (u.a. Richard Riemerschmid), auch Keramik und auch Schmuck.
Ein Highlight ist sicher der Wandbehang mit Seidenstickerei von Hermann Obrist. Er zeigt eigentlich ein Alpenveilchen, er wird aber aufgrund seiner Form auch „Peitschenhieb“ genannt . Weil das Materialen sehr lichtempfindlich sind, wird er selten gezeigt. Gleichzeitig ist die Darstellung stellvertretend für die aus der Pflanzenwelt entlehnte Ornamentik im Jugendstil. Der Designer Obrist gründete in München mit Freunden, darunter u.a. Peter Behrens, die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk. Insgesamt werden, die es bis in die 1990er Jahre gab. Eindrucksvoll außerdem nachempfundene Fassade des Fotostudio Elvira von Anita Augspurg und Sophia Goudstikker.
Insgesamt werden an die 400 Objekte aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Design und Mode gezeigt. Das Erstaunliche an der Ausstellung ist zu sehen, dass die Entwürfe kaum etwas von ihrer Modernität eingebüsst haben.
Im Rahmen der Ausstellungen gibt es auch einige Begleitveranstaltungen wie zum Beispiel den Danner Talk im Münchner Künstlerhaus am 11.11.2024. Hier haben die DesignerInnen Cécile Feilchenfeldt und Silvia Weidenbach zusammen mit Bodo Sperlein unter NEUE ZEITEN – NEUE FORMEN über den Einfluss technischer Revolutionen auf die Angewandte Kunst gesprochen. Auch das beliebte After Work Format in der Kunsthalle findet wieder einmal im Monat statt. Parallel zu „Jugendstil – Made in Munich“ zeigt das Theatermuseum die Ausstellung „Kunst und Bühne – Spielorte des Münchner Jugendstils“.