Wenn man von den Hermansdorfer Landwerkstätten spricht, dann denkt man zuerst an Fleisch von glücklichen Schweinen. Das stimmt auch so. Als ich im Juli zusammen mit anderen Bloggern zur Küchenparty dort eingeladen war, hab ich viele Schweinderl gesehen, die sich in grösseren Gruppen frei im Stall oder in einem Koppel bewegten. Ich denke, auf der Produktion von Schweinefleisch liegt immer noch der Focus. Darauf ist der Hof ausgerichtet. Dennoch gibt es Neuigkeiten.
Bei einem Rundgang gemeinsam mit Frau Schweisfurth haben wir andere Seiten entdeckt und haben bei unserer grossen Runde um den Hof nicht nur Schweine getroffen, sondern auch jede Menge Hühner. Sie sind ein wenig abseits des Guts auf einer Wiese, wo sie frei rumlaufen. Sie können picken, scharren und im Sand baden. Am liebsten hätte ich die Hühner auf den Schoss genommen und gestreichelt wie früher als Kind.

In Zukunft soll es vom Herrmannsdorfer nicht nur Schweinefleisch geben, sondern vermehrt auch Hühnchen
Für mich als Vegetarier im speziellen war der Besuch bei Herrmannsdorfer ganz spannend. Zum einem, weil ich ich als Kind viel Zeit auf einem Bauernhof verbracht habe und zum anderen, weil die Massentierhaltung mit ein Grund war, warum ich vor über zwanzig Jahren aufgehört habe, Fleisch zu essen. Seither plädiere ich noch mehr für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt. Ich glaube nämlich, zum Teil hat unsere Gesellschaft den Respekt vor dem Tier verloren. Nicht, dass ich erwarte, dass alle Menschen kein Fleisch mehr essen. Darum geht es nicht. Sondern, dass man sich bewusst machen sollte, dass ein Lebewesen dafür gestorben ist, daß man was Leckeres auf dem Teller hat. Das ist ein Geschenk, das man schätzen sollte. Deshalb ist wichtig, dass man sich nicht nur die Filetstückchen rauspickt, sondern, soweit es geht, das ganze Tier verwertet. Wir sind es nicht mehr gewohnt, alles vom Tier (von der Schnauze bis zum Schwanz) zu essen. Früher war das normal.

„Nose to tail“ Rezepte sind heutezutage einfach in Vergessenheit geraten
Diese Philospohie und auch die Vielfältigkeit der Zubereitung von Hühnerfleisch stand bei der Küchenparty im Herrmannsdorfer Wirtshaus zum Schweinsbräu im Vordergrund. Eigentlich ist es mehr Vortag und Probieren als eine Party im klassischen Sinne. Das Menu für mich bestand aus einem Ei auf Spinat und Polenta, für meine fleischessenden Kollegen aus Hühnerleberparfait, Hühnersuppe, Saltimbocca, Geschmortes vom Gockel, Backhendl, konfierte Innereien und Eis. Alles in kleinen Portionen.
Anhand der Reaktionen der anderen auf die servierten Tellerchen habe ich gemerkt, dass wir es nicht mehr gewohnt sind so Sachen, wie zum Beispiel Herz, zu essen. Obwohl es reines Muskelfleisch ist und eigentlich eine Delikatesse sein müsste, haben wir unter Umständen Vorbehalte.

Das Schöne an der Veranstaltung „Neues über Henne und Hahn“ war, dass wir neben dem Essen jede Menge Wissenswertes über die Vögel erfahren haben. Georg Zankl, der „Hühnerflüsterer“ des Hofes, hat nicht nur auf unsere Fragen geantwortet, sondern hat im Gespräch mit der Familie Schweisfurth durch die Abend geleitet.

Ein Highlight für mich, fand statt, als der Abend fast schon vorbei war und der Großteil der Gäste sich bereits auf den Nachhauseweg gemacht hat. Da hat Georg Zankl uns beeindruckt, indem er die verschiedensten Vogelstimmen immitierte, die wir bestimmen sollten. Ich kann sagen, viele der Singvögel wurden nicht erraten. Zur S-Bahn nach München brachte mich ein kostenloser Shuttle, den es anscheinend immer zu solchen Events gibt. Das hat wirklich gut geklappt.

Wer nun neugierig geworden ist und mehr über Nose to Tail erfahren möchte, dem sei die nächste Küchenparty am 12. Oktober 2016 mit diesem Thema empfohlen: „Ganz oder gar nicht. Von der Schnauze bis zum Schwanz, wir verarbeiten es ganz.“