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Es lebe die Hässlichkeit!

Interessanter Stadtspaziergang zu den häßlichen Seiten der bayerischen Metropole.

Eugene Quinn holt uns am Sendlinger Tor ab und macht mit uns einen dreistündigen Spaziergang durch die Münchner Innenstadt. Allerdings widmen wir uns bei seiner Munich Ugly Tour den nicht so schönen Seiten von München und lernen unsere Stadt neu kennen.

munich ugly tour mit eugene quinn - ISARBLOG
Munich pretty ugly | Foto: Monika Schreiner

Letzten Herbst traf ich spontan Eugene Quinn, der extra aus Wien nach München gereist ist, um hier mit einer Gruppe von Leuten durch unser schönes München zu spazieren. Halt – nein, nicht schön!  Eugene Quinn interessiert sich für die hässlichen Seiten einer Stadt, deshalb heißt sein Spaziergang auch „Munich Ugly Tour“. Doch gibt es diese hässlichen Orte in München überhaupt? Ja, es gibt sie auch in München: Ecken und Plätze, die nicht ganz so schön sind. Die (Un-)Orte der Münchner Innenstadt, wurden nicht etwa von Eugen Quinn selbst ausgesucht, sondern sie wurden aufgrund von Leserstimmen der Süddeutschen Zeitung festgelegt.

Asamkirche München
Asamkirche in der Sendlinger Straße | Foto: Monika Schreiner

Wir starten unsere Tour am Sendlinger Tor und stellen fest, dass alles Schöne im Auge des Betrachters liegt. Was ist schön? Trifft das Barockjuwel in  der Sendlinger Strasse der Gebrüder Asam wirklich den Geschmack von jedermann oder ist es einfach zu überladen?

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Garage in der Innenstadt | Foto: Monika Schreiner

Tatsächlich denke ich mir bei manchem Gebäude, daß es ist nicht oder nicht ganz so hässlich ist. Aber im Grunde geht es bei der Tour um etwas ganz anderes. Nämlich um eine philosophische Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt. Denn so erzählt Eugene, vieles was heute als schön gilt, entsprach damals nicht dem Zeitgeschmack. Ein Beispiel dafür ist der Eiffelturm in Paris. Für uns unvorstellbar, ist er doch heute das Wahrzeichen der Stadt.

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Platz an der Herzog Wilhelm Strasse | Foto: Monika Schreiner

Für mich ist die Tour auch ein architektonischer Diskurs zu der Frage, was hat über Jahre hinweg geklappt und was nicht. Was wird (immer noch) angenommen und was nicht? Viele Bauten aus den Siebziger Jahren empfinden die meisten in der Gruppe nicht schön. Spricht man es offen aus, kann man mit Unmutsäußerungen der Besitzer rechnen. Irgendwie auch verständlich, denn wer will schon ein hässliches Haus sein Eigen nennen? Aber vielleicht liegt es auch an unseren Umgang mit den Dingen. Wir vernachlässigen sie und wundern uns, dass sie in dem Zustand sind, wie sie sind. Denn so abschreckend sich der Platz an der Herzog-Wilhelm-Straße heute präsentiert, ich habe dort schon einmal ein wirklich schönes Dinner im Freien während der Architekturwoche genossen.

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Eugene Quinn in der Unterführung / Ludwigstrasse | Foto: Monika Schreiner

Überhaupt denke ich, dass ein Perspektivenwechsel dem Thema gut tut und vor allem eine Prise Humor. Bei unserem Rundgang fängt es an zu regnen. Und je mehr es regnet, desto mehr freut sich Eugene, denn es macht die Dinge noch hässlicher. In Wien ist Eugene Teil der Space and Place Gruppe,  deren Anliegen die kulturelle Raumgestaltung ist. Sie sehen sich als Alternative zu den sonstigen Stadtführungen und wollen Touristen und Einheimische zusammenbringen.  Denn, so erzählt Eugene, es ist gar nicht so einfach echte Wiener kennenzulernen.

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TU München | Foto: Monika Schreiner

Ein großes Anliegen ist Eugene auch das Gehen an sich: „Die Leute heutzutage gehen nicht mehr.“ Es ist nicht cool in unserer schnelllebigen Zeit. Dabei hat es viele Vorteile. Man bewegt sich, kann in Ruhe über Dinge nachdenken und ist somit kreativer. Darum und weil ein Spaziergang den Menschen die Möglichkeit gibt, die eigene Stadt neu zu entdecken, entwickelt Eugene Quinn momentan zusammen mit Green City verschiedene Stadtrundgänge in München, die demnächst im Rahmen einer Projektwoche angeboten werden sollen. Wir sind gespannt!

Es lebe die Hässlichkeit!

München
Deutschland

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