Es ist Ende Februar. Ich bin in Bogenhausen mit dem Rad stadtauswärts Richtung Denning unterwegs. In eine Gegend, in der es fast nur Wohnungen gibt. Dazwischen mein Ziel: ein Pavillon mit Flachdach – ein wenig versteckt hinter Büschen – das malaysische Restaurant Champor. Gleich am Eingang fallen mir die vielen Auszeichnungen auf. Nie hätte ich erwartet, hier ein solches Juwel zu entdecken. Aber das mag ich an München. Es hat immer eine Überraschung parat. Dabei gibt es das Restaurant 2016 schon seit über zehn Jahre und war es erste seiner Art in Deutschland.
Longtable Dinner
Ein schöner Anlass führt mich dahin, ich bin zum Foodtasting eingeladen. Es ist das erste Mal, dass die Besitzerin Kiren Alt einen solch offenen Abend veranstaltet. Wie üblich erwarte ich viele schreibende Kollegen zu treffen, aber auch hier werde ich überrascht. Ganz unterschiedliche Leute sitzen an der exotisch gedeckten Tafel. Ein bisschen wie bei einem privaten Supperclub, nur sind wir in einem Restaurant. Das Konzept des Abends lautet: Probieren und Entdecken. Als das Essen aufgetragen wird, wird zwar an der klassische Menufolge Vorspeise – Hauptspeise – Nachspeise festgehalten, jedoch bekommt nicht jeder Gast einen vorbereiteten Teller serviert, sondern es kommen grosse Schüsseln, aus denen man sich selber bedient.
Authentizität
Die Gastgeberin, selbst gebürtige Malaysierin, erklärt parallel dazu die einzelnen Gerichte und Zutaten. Und ich entdecke „Real Food“ – ein Ausdruck, den Kiren öfters verwendet. Das ist ihr sehr wichtig. Sie möchte ihren Gästen keine asiatische Küche bieten, die an dem Gaumen der Europäer angepasst ist, sondern authentische malaysisches Essen mit viel Gewürzen, manchmal reichlich scharf, aber nie unangenehm.
Also essen wir wie im Land selbst. Durch die vielen parallel bereitgestellten Speisen fühlt es sich wirklich an wie Entdeckungsreise. In Asien ist das gleichzeitige Auftischen vieler verschiedener Gerichte nicht ungewöhnlich. Dort ist es verbreitet gleichzeitig mehrere Sachen zu probieren. Selbst das Pärchen mir gegenüber – Stammgäste des Lokals- entdecken auf diese Weise viel Neues.
Fusionküche und Wohlfühlen
Generell kann man sagen die malaysische Küche ist eine Fusionküche. Sie besitzt viele verschiedene Einflüsse, darunter indisch, chinesisch, thailändisch, portugisisch oder britisch. Herauskommen ungewöhnliche Zusammenstellungen mit eigem Charakter. Ich zumindest habe noch nie vergleichbares gegessen. Auffällig ist die lockere Atmosphäre den ganzen Abend über. Wie ich von anderen Supperclub-Abenden weiß, ist das nicht selbstverständlich. Schließlich sitzen einem oft fremde Menschen an einem Tisch und es kann auch sein, dass die Gespräche mit dem Gegenüber nicht immer so gut klappen wollen. Und noch etwas gilt es hervorzuheben. Kiren und die Mitarbeiter Garoon und Kasaraporn legen Wert auf höchste Qualität bei der Auswahl der Zutaten. Das findet auch im Preis seinen Niederschlag. Die Gerichte kosten zwischen durchschnittlich zwischen 16 Euro und 35 Euro. Dafür bekommt Ihr aber zum Beispiel Fleisch von freilaufenden Hühner des Geflügelhofs Gerlmaier oder Fisch aus der Region.
Wer nun Lust bekommen hat, an einem solchen Foodtasting teilzunehmen, erfragt die Termine am besten im Restaurant. In der Regel soll es einmal im Monat stattfinden.
Gerichte und Mittagsküche
Natürlich könnt Ihr auch einfach mal so vorbeischauen, so wie ich. Gleich nach ein paar Wochen bin ich nochmals mittags vorbeigefahren, um dort zu essen. Mittags gibt es eine reduzierte Karte, aber für alle Geschmäcker ist etwas dabei, auch Vegetarisches. Für vegane Speisen fragt Ihr gerne im Voraus an, dann zaubert Euch die Küche Euch etwas Entsprechendes. Typische Gerichte im Champor sind zum Beispiel Lemongrass Curry, Roti Banjir oder Nasi Lemak Old Style. Etwas Besonderes ist die Barbarie Ente (aus Deutschland), deren Fleisch besonders fettarm ist. Natürlich gibt es alles auch zum Mitnehmen. Die Karte wechselt von Zeit zu Zeit. Das heißt, es lohnt sich öfters zu kommen, denn die kulinarische Vielfalt ist (fast) grenzenlos.
Terrasse
Gerade auch im Sommer ist ein Besuch im Champor schön, denn dann kann man gemütlich draußen sitzen. Die Terrasse ist sehr grün, gefüllt mit bunten Stühlen. Am besten Ihr reserviert im Voraus.
Jubiläum 2024
2024 feiert das Champor seinen zwanzigjährigen Geburtstag. Das freut uns sehr, weil wir wie viele Besucher, schon so etwas wie Stammgäste geworden sind. Geplant sind einige Aktionen wie Long Table Dinner oder ein Banaleaf Dinner (wo Ihr mit den Händen esst). Seit kurzem steht ein spezielles Getränk namens “Musang” auf der Karte, das Ihr unbedingt probieren solltet. Es hat einem angenehmen Geschmack (eine Mischung aus Bier und Mai Tai) – nicht zu herb- und ist Kirens Vater gewidmet. Nicht verwunderlich, denn irgendwie ist das ganze Restaurant eine Art eine Homage an Kirens Familie, angefangen von ihrer Mutter bis hin zu ihrer Nanny. Happy Birthday!
Öfffentliche Anfahrt mit Bus 188.
.