Wer auf dem Land groß geworden ist, kennt bestimmt das Konzept des Metzgereigasthofs. Daß der Metzger auch ein Wirtshaus betreibt oder der Wirt auch das Metzgerhandwerk gelernt hat, ist eigentlich naheliegend. Trotzdem ist uns diese Konstellation in München bis zu unserem Besuch im Schweizer Hof noch nicht untergekommen. Das Wirtshaus ist jedoch noch in einer weiteren Hinsicht eine Premiere. Es ist das erste Lokal aus Pasing, über das wir hier berichten. Längst überfällig, denn seit der Fertigstellung der Nordumfahrung hat der alte Ortskern von Pasing deutlich an Attraktivität gewonnen. Das stattliche Anwesen in der Planegger Straße erinnert an lange vergangene Zeiten, als Pasing wegen seiner Badeanstalten entlang der Würm ein beliebtes Ausflugsziel war.
1878 wurde die Gaststätte Schweizer Hof erbaut und erfreut sich bis heute einer großen Beliebtheit in Pasing. Das liegt mit Sicherheit auch am Augustiner Bier, das im Schweizer Hof frisch aus dem Fass ausgeschenkt wird. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Familie Stadtmüller, die den Schweizer Hof 2015 von Mariele Rapp übernommen hat. Hans Stadtmüller ist der Festwirt in der Fischer Vroni und betreibt mit seiner Familie noch einige weitere Traditionsgaststätten der Augustiner Brauerei in München.
Um das Tagesgeschäft kümmern sich mit viel Leidenschaft Stadtmüllers Tochter Melanie und ihr Mann Martin. Gemeinsam betreuen die jungen Wirtsleute die zahlreichen Stammgäste. Die Ersten kommen bereits ab 11 Uhr zum Frühschoppen oder um in Ruhe ihre Zeitung zu lesen. In Pasing gehen die Uhren noch ein wenig anders. Die Gäste kennen sich auch untereinander und irgendwie machen alle eine sehr entspannten Eindruck. Ganz besonders natürlich im wunderschönen Biergarten.
Unter den schattenspendenden Kastanien werden die Gäste vom flotten Service mit Augustiner Bier versorgt und können alle Gerichten aus der regulären Speisekarte bestellen. Einen Selbstbedienungsbereich wie in einem klassischen Münchner Biergarten gibt es hier nicht. Die Karte im Schweizer Hof ist immer eine Tageskarte und wird täglich neu ausgedruckt. Die meisten Gerichte sind durchgehend verfügbar, aber je nach Jahreszeit und Lagerbestand kommt auch immer etwas Neues dazu.
Gerade bei unseren Besuchen in bayerischen Wirtshäusern sind wir immer sehr gespannt auf die Auswahl an leichten und vegetarischen Gerichten. Auch hier kann der Schweizer Hof durchaus mit einer großen Auswahl punkten. Wir probieren den Schweizer Hof Salat mit gebackenem Schafskäse, Couscous, Kichererbsen & Grillgemüse, der gerade im Sommer eine willkommene Abwechslung ist.
Der Schwerpunkt im bayerischen Hof liegt aber natürlich bei den hausgemachten Wirtshausklassikern. Wie bereits zu Beginn erwähnt, gehört zum Schweizer Hof eine kleine Metzgerei. Seniorchef Hans Stadtmüller ist gelernter Metzger und verarbeitet hier selbst das angelieferte Fleisch zu Leberkäs, Wollwürsten und anderen Schmankerln. Neu dazu gekommen sind in jüngster Zeit auch luftgetrocknete Würste und Schinkenspezialitäten, die man im Dry-Aging-Schrank in der Gaststube bewundern kann.
Fleisch im Reifeschrank | Foto: ISARBLOG
Ein Teil des Fleisch bezieht die Pasinger Wirtschaft vom Biobauernhof Brem in Larezhausen im Dachauer Hinterland. Die Gerichte mit dem Fleisch der ökoloigsch gehaltenen Landschweine und Rinder sind auf der Speisekarte separat aufgeführt.
Gut gefallen haben uns im Schweizer Hof auch die gemütlichen Stuben und verschiedenen Bereiche, in denen man einen schönen Platz für Familienfeiern oder Treffen mit einer größeren Gruppe reservieren kann. Auch das Salettl im Biergarten ( die Hirsch Stubn ) kann für Privatfeiern oder von Firmen gemietet werden.
Bei den Desserts macht der Schweizer Hof eine kleine Europareise. Neben einem San Sebastian Cheesecake und Tiramisu gibt es bei unserem Besuch Apfelkücherl im Bierteig gebacken. Wir nehmen natürlich die Apfelkücherl ( neben Hollerkücherl der vielleicht beste Nachtisch der bayerischen Küche ) und werden nicht enttäuscht.