Streuobstwiesen in Bayern

Streuobstwiesen ist sind ein wichtiger Teil unserer Kulturgeschichte. Sie haben die Landschaft in Bayern geprägt und tragen maßgeblich zur Artenvielfalt bei.

ANZEIGE | Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung durch die alp Bayern

Der Anbau von Äpfeln und anderen Obstsorten auf Streuobstwiesen war jahrhundertelang ein Teil unserer Kultur und hat die Landschaft in Bayern geprägt. Streuobstwiesen erfüllen auch eine weitere Aufgabe: Sie sind Ausgleichsflächen für Grünland- und Ackernutzung. Obstbaukunde oder Pomologie wird seit dem 18. Jahrhundert wissenschaftlich begleitet und das erworbene Wissen wurde in zahlreichen Büchern dokumentiert. Auch das Haus Wittelsbach hat sich besonders für das Thema begeistert. Ludwig I. war ein großer Baumliebhaber und Förderer des Obstbaus in Bayern. Entlang des von ihm erbauten Main-Donau-Kanals wurden entlang der ganze Strecke von Bamberg nach Kehlheim auch Apfelbäume gepflanzt.

Besonders die alten Streuobstbestände bieten vielfältige Lebensmöglichkeiten für die Tierwelt. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf einer Streuobstwiese, darunter auch sehr seltene Arten wie der Mittelspecht. Die Auswahl der Bäume erfolgte nach dem Gesichtspunkt der Vielfalt und nicht nach Ertrag. Angebaut wurden vor allem Äpfeln, Birnen, Zwetschen und Quitten. Auch ein Walnussbaum durfte auf der Wiese nicht fehlen. Die schönsten Früchte wurden als Tafelobst verzehrt, aus dem Rest wurden Saft, Most, Schnaps oder Marmeladen hergestellt.

Mitte der 1920er Jahre gab es in Bayern geschätzt 22 Millionen Obstbäume in Bayern. Anfang der 1980er Jahre sind davon noch 1,5 Millionen übrig geblieben. Besonders durch die Flurbereinigungsverfahren wurden viele Streuobstwiesen gerodet, um „die Produktions- und Arbeitsbedingungen der in der Landwirtschaft zu verbessern.“ Zeitweise wurde die Rodung der Obstbäume sogar finanziell gefördert. Doch wie konnte es so weit kommen?

Der „Ontario“ kommt gut mit Frost gut zurecht und kann bis November am Baum bleiben | Foto: ISARBLOG

Die Bewirtschaftung von herkömmlichen Streuobstwiesen ist arbeitsintensiv und damit oft unwirtschaftlich. Vor allem, wenn man auch noch auf Spritzmittel verzichtet. Wie in vielen anderen Bereichen der Landwirtschaft sind Kleinbetriebe zugunsten von industriell produzierten Lebensmitteln auf der Strecke geblieben. Viele Verbraucher wollen zu jeder Jahreszeit perfekt aussehendes Obst. Um diesen Anspruch zu erfüllen, hat sich der Anbau von Tafelobst in den letzten Jahrzehnten komplett verändert. Besonders deutlich wird dies beim Apfel.

Obstbrände und Liköre aus dem Schloßgarten Oberschleißheim | Foto: ISARBLOG

Verlorene Apfelvielfalt zugunsten von Hybrid Äpfeln

Wer weiß heute noch, was eine Winter Goldparmäne ist? Dabei war diese Sorte im 19. Jahrhundert in Deutschland die beliebteste Apfelsorte. Der Apfel ist eine der ältesten heimischen Obstsorten und Wort Apfel stammt von den Germanen. Die meisten anderen Obstsorten wurden erst von Römern zu uns gebracht. Seit etwa 2.000 Jahren wird der Kulturapfel ( Malus domestica ) gezielt kultiviert und zählt somit zu den ältesten gezielt angebauten und züchterisch weiterentwickelten Obstarten der Welt. Ungefähr 20000 Sorten gibt es weltweit. Viele davon werden vermisst. Niemand weiß, ob noch Bäume davon existieren.

Nicht „schön“ genug für den Supermarkt: Äpfel der Sorte „Kaiser Wilhelm“

Im Supermarkt gibt es mittlerweile immer nur die gleichen fünf Sorten, die sich für die Massenproduktion auf Niedrigstämmen eignen. Weitere Anforderungen an die Supermarktäpfel: Sie müssen perfekt aussehen und druckunempfindlich sein. Außerdem dürfen sie nach dem Anschneiden nicht so schnell braun werden. Hergestellt werden diese Äpfel in großen Plantagen in Holland, Südtirol oder am Bodensee. Selbst regionale Biokisten Anbieter wie die Amperkiste und Isarland beziehen ihre Ware aus der Bodensee-Region und haben keine wirklich regionalen Äpfel im Angebot.

Doch mittlerweile gibt es viele Menschen, die allergisch gegen die Supermarktsorten sind, oder sich einfach wieder mehr Vielfalt wünschen. Das Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen“ war das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte des Freistaats Bayern und hat damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Eine Vielzahl der Menschen in Bayern wünscht sich ein Umdenken bei der Produktion von Lebensmitteln greift vermehrt wieder zu saisonalen Obst und Gemüse aus der Region.

Einkaufstipps für Streuobstprodukte

Goldparmäne auf dem Wochenmarkt Marihilfplatz in der Au | Foto: ISARBLOG

Luisengärten von Luise Naderer

Dieses Jahr haben wir endlich Luise Naderer in Riederburg besucht. Dort kann man viele verschiedene sortenreine Apfelsäfte wie Gravensteiner, Winterrambur oder Bohnapfel kaufen. Luise Naderer kämpft dafür, daß das Kulturgut Streuobstwiese wieder wertgeschätzt wird und bewirtschaftet mehrere Obstgärten im Altmühltal.

BR Reportage über Luise Naderer

Luisengärten
Harlander Steig 5. 93339 Riedenburg
Terminvereinbarung unter 0171 5781710

Weitere Informationen zum Thema Streuobst

Viele weitere Informationen rund um das Thema Streuobst in Bayern findet man auf der Webseite streuobst-blueht.de. Hier gibt es eine Liste mit Erzeugern und Verkaufsstellen sowie die Adressen der Keltereien und prämierten Brennereien aus Bayern.

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft unterstützt die Streuobstaktivitäten in Bayern vor allem über die Aktion Streuobst, durch Tagungen und Fachinformationen rund ums Streuobst. Hauptziele sind die Erhaltung, Förderung, Nutzung und Weiterentwicklung der Streuobstbestände als wertvolle Elemente der bayerischen Kulturlandschaft. Auf der Webseite der LfL findet man den Veranstaltungskalender der Aktion Streuobst und Informationen zu aktuellen Projekten.

Um auch auf europäischer Ebene Akzente im Sinne des Streuobstanbaus zu setzen, beteiligt sich das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der alp Bayern an dem EU-Interreg-Projekt „LUIGI“ (Linking Urban and Inner-Alpine Green Infrastructure – Multifunctional Ecosystems and their Services for more liveable Territories). Projektziel ist die Förderung traditioneller Streuobstwiesen im gesamten Alpenraum unter Berücksichtigung von neuen Stadt-Land-Beziehungen. Der Beitrag der alp Bayern zielt darauf ab, Absatzmärkte von Streuobstprodukten im städtischen Raum zu stärken und innovative Produkte aus extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen in Bayern zu fördern.

PS: Wusstet ihr schon, dass sogar die UNSECO den Streuobstbau in diesem Jahr in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen hat? Am 30. April 2021 wurde auch erstmals der „Europaweite Tag der Streuobstwiesen“ gefeiert.

Streuobstwiesen in Bayern

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