Dessau, seit 2007 offiziell Dessau-Roßlau, ist ein echtes Juwel in Sachsen-Anhalt – perfekt für alle, die Kultur, Architektur und Natur lieben. Gleich zwei UNESCO-Welterbestätten liegen hier direkt vor der Haustür: das berühmte Bauhaus und das weitläufige Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Wer ein paar Tage in der Stadt verbringt, kann sich auf eine spannende Mischung aus Geschichte, moderner Architektur und grünen Oasen freuen. Vom Bauhaus mit seinen Meisterhäusern über das Kornhaus, das Georgium bis hin zu den prachtvollen Landschaftsgärten – überall warten Superlative und kleine Geheimtipps. 2026 wird Dessau sogar 100 Jahre Bauhaus feiern, ein Anlass, der die Stadt noch einmal besonders in den Fokus rückt. Egal, ob man Architekturfans ist, gern durch Parks schlendert oder einfach gutes Essen und entspannte Cafés genießen möchte – Dessau hat für jeden etwas zu bieten und lässt sich wunderbar an zwei bis drei Tagen entdecken.
Das Bauhaus ist eines der wenigen Gebäude in Dessau, das im Krieg nicht komplett zerstört wurde. In dem 1926 nach den Plänen von Walter Gropius erbauten Schulgebäude befinden sich heute ein Museum sowie ein Café im Untergeschoss. Es gilt als Sinnbild der Moderne. Darüber hinaus werden regelmäßig verschiedene Wechselausstellungen gezeigt. Unbedingt auch ein wenig Zeit für den Museumsshop einplanen.
Die Meisterhäuser liegen nur wenige Gehminuten vom Bauhaus entfernt. Früher wohnten hier Lehrende wie Walter Gropius oder Wassily Kandinsky. Einige Häuser wurden im Krieg zerstört und später rekonstruiert, andere sind original erhalten. Heute werden sie teils von Stipendiaten genutzt, die auch das Interieur gestalten. Zudem finden regelmäßig Ausstellungen statt. Wer möchte, kann die Häuser im Rahmen einer Führung besichtigen.
Die Trinkhalle liegt in unmittelbarer Nähe zu den Meisterhäusern. Ursprünglich wurde sie von Ludwig Mies van der Rohe entworfen und erbaut, jedoch 1962 in der DDR-Zeit abgerissen. 2013/14 erfolgte der Wiederaufbau. Heute ist die Trinkhalle ein idealer Ort für eine kleine Pause – sei es bei einem Kaffee oder einem Eis im Sommer.
Das Kornhaus ist eine direkt an der Elbe gelegene Ausflugsgaststätte. Es wurde 1929/30 von Carl Fieger, einem engen Mitarbeiter von Walter Gropius, für die Stadt Dessau entworfen. Benannt ist das Kornhaus nach einem früher an dieser Stelle stehenden Getreidespeicher. Die markante runde Form erinnert an den Bug eines Schiffes. Von der Terrasse und dem Wintergarten bietet sich ein weiter Blick auf die Elbschleife. Die Küche setzt auf italienische Einflüsse – beliebt ist vor allem die Erdbeerbowle.
Das neue Bauhaus Museum in Dessau wurde 2019 eröffnet. Mitten in der Altstadt erzählt es in der Dauerausstellung „Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung“ die Geschichte der Schule. Rund 1000 Exponate sind dort zu sehen, weitere 49.000 Fotos, Skizzen und Dokumente befinden sich im Besitz der Stiftung Bauhaus Dessau. Damit beherbergt sie die zweitgrößte Bauhaus-Sammlung weltweit. Im frei zugänglichen Erdgeschoss finden zudem regelmäßig Wechselausstellungen statt. Ergänzt wird das Angebot durch einen Museumsshop sowie ein Café mit Getränken und Kuchen.
Das Georgium ist ein weitläufiger Landschaftspark mit gleichnamigem Schloss. Ab 1780 beauftragte Prinz Johann Georg den Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff mit der Gestaltung von Schloss und Park. Heute ist in dem klassizistischen Gebäude die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau untergebracht. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Zeit zwischen 1500 und 1850, ergänzt durch Werke aus dem Spätmittelalter und der Gegenwart. Den Grundstock bilden deutsche und niederländische Gemälde aus dem Besitz der Prinzessin Henriette Amalie von Anhalt-Dessau. Der Park im englischen Stil ist Teil des UNESCO-Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz.
Die zwischen 1926 und 1928 errichtete Siedlung Törten steht beispielhaft für den preisgünstigen Massenwohnungsbau. Walter Gropius und andere Bauhaus-Meister nutzten sie, um ihre Vorstellungen vom modularen Bauen zu erproben. Neben Reihenhäusern entstanden hier die Laubenganghäuser, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, sowie das von Georg Muche und Richard Paulick entworfene Stahlhaus (siehe Bild). Das ehemalige Konsumgebäude, ursprünglich als Lebensmittelgeschäft konzipiert, dient heute als Besucherzentrum und zeigt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Siedlung.
Begründer des Gartenreichs war Leopold III. Friedrich Franz, Fürst von Anhalt-Dessau (1740–1817). Ausgangspunkt und zugleich Höhepunkt seiner Landschaftsgestaltungen war Wörlitz. Ab 1765 ließ er hier den ersten Landschaftsgarten im englischen Stil auf dem europäischen Kontinent anlegen. Mit Grotten und „antiken“ Theatern erinnerte der Fürst an seine Reise an den Golf von Neapel. Später entstand das klassizistische Schloss – das erste seiner Art in Deutschland –, das heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Der Park selbst ist öffentlich zugänglich. In den folgenden Jahren ließ Leopold III. auch weitere Besitzungen umgestalten. Zusammen werden sie heute als Dessau-Wörlitzer Gartenreich bezeichnet, das seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Wer im Schlosspark Georgium unterwegs ist und eine Kaffeepause einlegen möchte, findet im Café und Restaurant Am Georgengarten hausgemachten Kuchen und regionale Gerichte, zum Beispiel die Köthener Schusterpfanne. Im Sommer sitzen die Gäste direkt am Park und können anschließend einen Blick in die ehemalige Orangerie werfen, die heute als Kunstgalerie genutzt wird.
Die Gastwirtschaft „Küchengebäude“ liegt in unmittelbarer Nähe zum Wörlitzer Schloss. Geschützt zwischen zwei Gebäudeflügeln sitzen die Gäste gemütlich im Schatten und genießen den wunderbaren Blick auf die St. Petri Kirche sowie das Haus der Fürstin Luise. Auf der Speisekarte stehen neben Kaffee und Kuchen auch Suppen, Bowls, Flammkuchen, Burger und Spezialitäten vom offenen Kamin.
Das Schloss Oranienbaum wurde als Sommersitz der Fürstin Henriette Catharina, die dem Haus Oranien-Nassau entstammte, im niederländischen Barockstil errichtet. Besonders sehenswert ist der Sommerspeisesaal, der mit Delfter Keramikfliesen ausgestattet ist. Ab 1780 wurden das Schloss und der umliegende Garten im englisch-chinesischen Stil umgestaltet, mit einer Pagode und einem Teehaus. Die Renovierungsarbeiten dauern noch an. Während der Sommermonate ist das Schloss von Dienstag bis Sonntag geöffnet, wir empfehlen eine Führung zu buchen.
Das Anhaltische Theater blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das erste Gebäude wurde von dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (Wörlitzer Park) errichtet. 1938 galt der Theaterneubau als größte Bühne nördlich der Alpen. Auch heute bietet das Mehrspartenhaus – mit Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Konzerten und Puppentheater – ein vielfältiges Programm, unter anderem auf einer der größten Drehbühnen Deutschlands.
Ein besonderes Erlebnis im Wörlitzer Park ist eine Gondelfahrt. Vom Wasser aus lassen sich die Landschaft und ihre architektonischen Highlights aus einer ganz neuen Perspektive entdecken. Die Fahrten dauern etwa 45 Minuten und finden nur bei schönem Wetter statt. Neben den regulären Touren werden auch Gondelfahrten mit Kaffee und Kuchen oder Dinnerfahrten mit italienischer Küche angeboten. Beide Varianten müssen im Voraus gebucht werden.
Das Café befindet sich im Untergeschoss des Bauhauses. Zu den Gästen zählen Studierende der Hochschule, deren Lehrende, Einheimische und Touristinnen und Touristen. Nachdem das Bauhaus 1996 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, wurde das Café neu eingerichtet. Hier können auch Besucherinnen und Besucher des Prellerhauses ihre Zimmerschlüssel abholen und frühstücken. Mittags und abends werden zudem warme Gerichte angeboten.