Update März 2024: Der Guide Michelin hat das 1804 Restaurant für sein nachhaltiges Farm-to-Table Konzept mit einem Grünen Stern ausgezeichnet. Wir gratulieren!
Von 1798 bis 1804 wurde der nördliche Teil des Englischen Garten angelegt. Weil die Isarauen bei Öberföhring damals für ihren Wildreichtum bekannt waren, wurde das Gebiet als Hirschau oder Hirschanger bezeichnet. Während der südliche Teil des Englischen Gartens immer schon stark besucht wurde, hat sich die Hirschau ihren ursprünglichen Charakter als Stadtwald erhalten. Bereits im 19. Jahrhundert entstand auch die Traditionsgaststätte Hirschau mit ihrem beliebtem Biergarten.
Seit fast zehn Jahren befindet sich die Gaststätte nun im Besitz der Familie Hagn-Spendler. Nachdem Wiesnwirt Wiggerl Hagn 2013 die Hirschau erworben hat, wird der Betrieb nun von der zweiten und dritten Generation geführt. Lukas Spendler übernimmt fortan das Restaurant in der Hirschau und hat dafür zwei kompetente Mitstreiter gefunden. Als weiteren Gastgeber hat er Daniel Egger nach München geholt, mit dem seit seinem Studium an der Hotelfachschule in Lausanne befreundet ist.
Farm to Table mitten im Englischen Garten
Der Dritte im Bunde ist Küchenchef Lukas Adebahr, der im Tantris gelernt hat und bereits als Küchenchef im Restaurant Herzog tätig war. Der war auch gleich Feuer und Flamme, als ihm Lukas Spendler von der Idee für ein Farm to Table Konzept erzählte. Denn zum Biergarten in der Hirschau gehört ein großes Grundstück mit Platz für einen eigenen Garten. Das Gemüse aus diesem Garten kommt nun ohne Umwege in die Küche vom 1804 Restaurant, wo es kunstvoll von Lukas Adebahr und seiner Küchenmannschaft verarbeitet wird.
Kurz vor der offiziellen Eröffnung am 01.07.2021 durfte ich das neue 1804 Restaurant und das sympathische Team bei einem Menuabend kennenlernen. Nach der freundlichen Begrüßung durch die Gastgeber mit einem Glas Champagner ( Nicolas Maillart Platine Magnum ) durften wir auf neu gestalteten Terrasse Platz nehmen. Mit zwei wunderbaren Amuse Gueule wurde gleich eindrucksvoll gezeigt, mit welcher Liebe zum Detail hier gekocht wird.
Weiter ging es Brot, Schnittlauchöl und selbstgemachter Butter. Einmal mit Malz und Brennessel, die andere mit Hefeweissbier. Sehr fein!
Die Vorspeise stellt ein Gemüse in den Mittelpunkt, das oft ein wenig unterschätzt wird. Die Rote Beete, hier in Kombination mit der wunderschönen Chioggia Rübe, Ziegenkäse, Kopfsalat, verfeinert mit Dressing und verschiedenen Gels ist nicht nur optisch ein Genuss!
Im Glas gibt es dazu den Riesling Signor Bianco von der Nahe vom Weingut Weber aus Monzingen. Abgefüllt in der Magnumflasche mit einem speziellen Etikett für die Familie Hagn-Spendler. Auf dem Signor Bianco ist eine Illustration von Wiesenwirt Wiggerl Hagn als Bergsteiger zu sehen, die einem Familienfoto nachempfunden wurde.
Beim nächsten Gang hat sich Lukas Adebar etwas Besonders einfallen lassen. Die Filets vom Aal werden vor unserem Augen auf einem kleinen japanischen Tischgrill erwärmt und mit So lackiert. Serviert wird der Aal dann mit Mais und Verbene. Lukas Adebahr verwendet gerne asiatische Aromen zur Verfeinerung seiner Komponenten, ohne daß das Gericht dabei selbst als asiatisch zu bezeichnen wäre.
Fisch und Fleisch bezieht das 1804 wie fast alle Lebensmittel wenn möglich aus der Region. Lieferanten sind unter anderem die Fischzucht Birnbaum aus Erpfenhausen bei Landberg am Lech sowie der Gutshof Polting im Rottal.
Das ungewöhnlichste Gericht des Abends ist auf den ersten Blick sicher der Poltinger Gockel mit Trüffel und Koshihikari. Mir hat die Idee sehr gut gefallen, daß ein Fine Dining Menu auch ganz ohne Prime Cut von Rind auskommt. Die konfierte Gockelbrust war richtig saftig, dazu das Risotto vom japanischen Reis, eine kräftige Jus und als Krönung der frisch gehobelte schwarze Trüffel. Zusammen mit dem schönen 2019er Chardonnay von Alois Lageder aus Südtirol ein wirklich tolles Hauptgericht für einen lauen Sommerabend.
Den Abschluss des Abends bildet ein Dessert, das in jeder Hinsicht ein Meisterwerk ist. Wunderschön anzusehen, jede Komponente handwerklich perfekt gemacht und geschmacklich ein echter Genuss. Ungewöhnlich, aber durchaus nicht verkehrt: Zum Dessert gibt es noch den Rose Signora Rosa vom Weingut Weber aus Monzingen.
Das 1804 Restaurant hat meine Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen. Ein junges und sympathisches Team verbindet hier die Tradition der Hirschau mit einem modernen und konsequenten Konzept, das sicher viele Freunde finden wird.