Foto: Monika Schreiner ISARBLOG
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Herbst im Tierpark Hellabrunn

Klein, selten, faszinierend: Hellabrunns leise Stars

Ein kühler Hauch über Hellabrunn: Im neuen Maushaus raschelt es, bei den Orang-Utans glänzen neue Terrarien – und 2026 kehrt die Dschungelwelt zurück.

Ein kühler Herbstmorgen taucht Hellabrunn in besonderes Licht. So früh am Morgen und so spät im Jahr waren wir noch nie hier. Bei unserem Frühaufsteher-Rundgang am letzten Oktobertag mit Direktor Rasem Baban, den Kurator:innen Lena Bockreiß, Dr. Hanspeter Steinmetz und Dr. Eric Diener sowie Zoologieleiter Carsten Zehrer erfahren wir spannende Neuigkeiten und blicken hinter die Kulissen. Auf unserem Rundgang bleiben die Wege besucherleer; unterwegs sind nur einige TierpflegerInnen. Viele Tiere scheinen die letzte ruhige Stunde zu genießen, andere – wie die Waschbären – freuen sich schon auf die erste Mahlzeit des Tages.

Das Elefantenhaus von Emanuel von Seidl im Nebel | Foto: Monika Schreiner

Wer an Hellabrunn denkt, hat meist Elefanten, Giraffen oder Eisbären vor Augen. Doch was uns heute wieder bewusst wurde: Den eigentlichen Zauber entfalten oft die stillen Stars abseits der großen Gehege – Arten, die man kaum kennt und die umso mehr faszinieren. Davon durften bei unserem Rundgang einige kennenlernen.

Blaumaulmeerkatzen & Zweifarbentamarine

Die aus Zentralafrika stammenden Blaumaulmeerkatzen gehören zu den Primaten und fallen mit ihrem blauen Gesicht, dem langen rötlichen Schwanz und der „Schnurrbart“-Zeichnung unter der Nase sofort auf – daher ihr englischer Name „Moustached Monkey“. In Hellabrunn ist die Gruppe gerade gewachsen: Zwei Weibchen aus dem ZooParc de Beauval in Frankreich sind vor wenigen Tagen zum seit 2017 hier lebenden Männchen gezogen. Die drei verstehen sich hervorragend – beste Voraussetzungen für Nachwuchs. Zu sehen sind sie gegenüber der Orang-Utan-Halle.

Blaumaulmeerkatzen im Tierpark Hellabrunn | Foto: Monika Schreiner

Im Unterschied zu den Blaumaulmeerkatzen gilt der Zweifarbentamarin als stark gefährdet. Er bewohnt ein kleines Gebiet im brasilianischen Amazonasbecken, dessen Wälder weiter schrumpfen. Spannend ist seine Sozialstruktur: In einer Gruppe pflanzt sich nur das dominante „Alpha-Weibchen“ fort und paart sich polyandrisch mit allen Männchen. Nach 140 bis 150 Tagen Tragzeit kommen meist Zwillinge zur Welt. Die Väter tragen den Nachwuchs fast ständig und bringen ihn nur zum Säugen zur Mutter.

Zweifarbentamarin ( Krallenaffe ) | Foto: Monika Schreiner

Das neue Maushaus

Hellabrunn hat sein beliebtes Maushaus umfassend renoviert – ein kleines Highlight, nicht nur für die Kinder. Eingezogen sind drei besondere Arten, von denen viele bestimmt noch nie gehört haben: die winzige Eurasische Zwergmaus, die Etruskerspitzmaus ( das kleinste Säugetier der Welt ) und als besondere Rarität die Bayerische Kurzohrmaus. Sie wurde 1962 nahe Garmisch-Partenkirchen beschrieben, galt lange als verschollen – und wurde erst 2023 in Bayern wiederentdeckt.

Die Eurasischen Zwergmäuse beim Frühstück | Foto: Monika Schreiner

Neue Terrarien mit farbenfrohen Bewohnern

Neu im Tierpark Hellabrunn sind auch die Terrarien in der Mitte des Orang-Utan-Hauses. Dort finden die Besucher nun einige ganz besondere Froscharten. Finden ist das richtige Stichwort, denn obwohl die Frösche und Kröten sehr farbig daherkommen, muss man schon genau hinsehen, um die kleinen violetten Harlekin-Kröten zu entdecken, die ebenfalls unter dem Klimawandel und dem Verlust ihres Lebensraums in Südamerika leiden. Bereits 83 % der Harlekin-Krötenarten sind auf der Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Bisher ist es nur privaten Haltern in den USA gelungen, Nachwuchs zu züchten.

Besonders fasziniert haben uns die blauen und gelben Baumsteigerfrösche, die zu den Froschlurchen zählen. Sie werden oft als Pfeilgiftfrösche bezeichnet, obwohl das nicht ganz richtig ist, denn nur drei der rund 170 Baumsteigerarten sind so giftig, dass ihr von den Hautdrüsen ausgeschiedenes Sekret von indigenen Völkern für Jagdpfeile verwendet wird.

Blauer Baumsteigerfrosch ( Dendrobates tinctorius var. azureus ) | Foto: Monika Schreiner

Die Baumsteiger in Hellabrunn und alle anderen Exemplare in Gefangenschaft sind übrigens nicht giftig. Für die Synthese des Giftes werden Alkaloide spezieller tropischer Ameisen benötigt, die den Tieren hier nicht als Nahrung zur Verfügung stehen.

Dschungelwelt eröffnet wieder 2026

Die Dschungelwelt in Hellabrunn wird 27 Jahre nach ihrer Eröffnung grundlegend erneuert und vollständig in die Geozone Asien integriert. Ursprünglich sollte das Projekt bereits in diesem Jahr abgeschlossen sein. Aufgrund zahlreicher unvorhersehbarer Ereignisse während der Bauphase musste Tierparkdirektor Rasem Baban den Eröffnungstermin jedoch verschieben. Wann genau eröffnet wird, will der Tierpark im Dezember bekannt geben. Besonders herausfordernd: Sämtliche Arbeiten finden bei laufendem Betrieb statt – Hellabrunn ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet.

Tierpark Direktor Rasem Baban freut sich auf die Wiedereröffnung der Dschungelwelt | Foto: Monika Schreiner

Die Löwenanlage wird im Rahmen des Umbau komplett neu gestaltet. Ein neues Stallgebäude steht bereits, die Außenanlage wird grundlegend umgebaut. Die Gärtner begrünen die Insel komplett neu, außerdem entsteht ein zusätzlicher Besucherzugang. Ein Besuchersteg führt künftig dicht an das Gehege heran. Eine ganz neue Tierart wird einziehen – welche, verrät der Direktor noch nicht. Auch innen verändert sich viel: Die Dschungelwelt wird so umfassend erneuert, dass man sie kaum wiedererkennt – bis auf wenige vertraute Elemente wie die große Palme.

Vogelgrippe: Großvoliere schließt vorübergehend

In Bayern breitet sich die Vogelgrippe weiter aus – Hellabrunn reagiert mit Vorsichtsmaßnahmen. Die begehbare Großvoliere bleibt bis auf Weiteres geschlossen, zusätzlich greift ein Notfallplan. Grund ist das Risiko, dass Besucher Erreger unbemerkt einschleppen könnten; der direkte Kontakt zu den Vögeln wird daher unterbunden. Im Münchner Norden wurden am Speichersee zuletzt verendete Schwäne und Graugänse entdeckt, Hinweise auf H5N1 verdichten sich.

Tierpark Hellabrunn – Eine Münchner Institution erfindet sich neu

Seit 1911 ist der Tierpark Hellabrunn eine grüne Oase in den Isarauen. Auf 40 Hektar zeigt das Geo-Zoo-Konzept rund 500 Arten aus allen Kontinenten – in großen, naturnahen Anlagen mit Infos zu Lebensräumen, Bedrohungsstatus und Artenschutz. Neben Publikumslieblingen gibt es auch kleine Besonderheiten wie Kugelgürteltiere, Rotschulterrüsselhündchen und Ohrenquallen. Mit historischen Elefantenhaus von Emmanuel von Seidl ( 1914 eröffnet ) verfügt der Tierpark auch über ein Architektur Denkmal.

Im Masterplan ist vorgegeben, wie Hellabrunn in den nächsten rund 20 Jahren zum Geozoo der Biodiversität wird – Schritt für Schritt mit klaren Meilensteinen. Geplant sind bessere Tieranlagen und Arbeitsbereiche, orientiert an internationalen Zoo-Standards. Für Besucher entstehen übersichtliche Rundwege nach Kontinenten, naturnahe Bereiche und mehr Bildungsangebote. Historische Wege, Wasserflächen und Grün bleiben erhalten – für einen unterhaltsamen und lehrreichen Besuch.

Öffnungszeiten Tierpark Hellabrunn (Stand: 29.10.2025)

Ganzjährig an 365 Tagen geöffnet

April 2025 –25. Oktober 2025: 9 – 18 Uhr
ab 26. Oktober 2025: 9 – 17 Uhr
24. und 31. Dezember 2025: 9 – 16 Uhr

Öffnungszeiten Tierpark Hellabrunn
Siehe oben im Text
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