UPDATE: Das Savoy wurde 2020 geschlossen. In den Räumlichkeiten befindet sich nun das Restaurant OSKAR.
Kulinarisch hat sich das Restaurant Savoy der gehobenen alpenländischen Küche verschrieben. Wer jetzt an bayrische und österreichische Küche denkt, liegt ein wenig daneben. Im Savoy wird der Bogen noch viel weiter gespannt.
Wir kommen viel rum in München und gerade im Sommer gibt es jede Menge zu entdecken. Trotzdem gibt es immer noch Viertel, in denen ich mich auch noch nach 12 Jahren in München fast wie ein Fremder fühle. Dazu gehört auch das nördliche Schwabing. Umso mehr war ich gespannt, als wir an einem sonnigen Sommerabend in die Bismarckstraße 11 geradelt sind, um das Restaurant Savoy kennenzulernen. Das Gebäude ist vielen Schwabinger als „Burg“ bekannt und wer davor steht, weiß auch gleich warum. Der Eingang zum Lokal ist mit einer Art Burgportal aus Sichtmauerwerk eingefasst. Heute kaum vorstellbar, aber als das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, war hier die äusserte Stadtgrenze von München und die alte Burg war ein beliebtes Ausflugslokal. In den 1970er Jahren gab es hier eine beliebte Musikkneipe mit dem Namen „Alte Burg“, in der auch die Spider Murphy Gang ihre ersten Konzerte spielten.
Mittlerweile hat das Sichtmauerwerk auch im Inneren Einzug gehalten. Bei der großen Renovierung im letzten Jahr wurde die alten Ziegel behutsam freigelegt. Zu verdanken haben wir die runderneuerte Burg dem Hausherrn Stefan Schmalschläger, der zusammen mit Daniel Mraz im letzten Jahr die Burg übernommen hat und dort nun das Restaurant Savoy betreibt. Der erfahrene Gastronom Stefan Schmalschläger wohnt ganz in der Nähe und hat schon lange ein Auge auf dieses Objekt geworfen. Als sich letztes Jahr endlich die Chance bot, hat er zusammen mit seinem Partner zugegriffen und ein wahres Schmuckstück geschaffen.
Bei der Einrichtung wurde viel Wert gelegt auf hochwertige und natürliche Materialen. Grüner Samt, dunkles Holzfurnier und das warme Licht von Glühlampen schaffen ein behagliches Ambiente, in dem man sich sofort wohlfühlt. Alte Fotos und und Regale mit Büchern unterstreichen das Ziel, daß sich die Nachbarn hier wie im zweiten Wohnzimmer fühlen sollen. Neben dem Restaurantbereich gibt es auch einen Barbereich mit Stehtischen, in dem man auch spontan auf ein Feierabendbier oder einen gepflegten Drink vorbeischauen kann.
Ein Highlight ist natürlich auch der idyllische Garten mit gemütlichen Holztischen und -bänken, in dem wir bei dem schönen Wetter natürlich Platz nehmen. Im Garten gibt es auch ein Ecke für Hochbeete mit Blutampfer und anderen Kräutern, die von der Küche frisch verarbeitet werden.
Kulinarisch hat sich das Restaurant Savoy der gehobenen alpenländischen Küche verschrieben. Wer jetzt an bayrische und österreichische Küche denkt, liegt ein wenig daneben. Im Savoy wird der Bogen viel weiter gespannt. Hier findet der Gast den gesamten Alpenraum auf dem Teller wieder und der erstreckt über 1200 Kilometer sich vom Rhonetal im Westen bis hin zur Ungarischen Tiefebene im Osten. Da bieten sich viele Möglichkeiten, die Küchenchef Michael „Lou“ Meyerhof auf ganz besonders Weise für seine Gerichte nutzt. Eine Kostprobe seines Handwerks und seiner Kreativität erleben wir bereit bei der Vorspeise. Ich probiere eine Spezialiät des Hauses, das Thunferkel und Monika die Variationen vom Saibling. Was es mit dem Thunferkel auf sich hat? Das sind wundbar zarte Scheiben von einem in Rote Beete mariniertem Schweinefilet, das dadurch seine wunderbare Farbe erhält und an rohen Thunfisch erinnert. Eine wirklich tolle Vorspeise, die nicht nur optisch überzeugt. Sowas macht natürlich nur mit bester Fleischqualität Sinn, doch die ist ebenfalls ein Teil des Konzepts im Savoy. Stefan Schmalschläger verfügt nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrungen aus dem Goldenen Kalb über ausgezeichnete Kontakte zu Fleischproduzenten und bietet seinen Gästen ausschließlich beste Qualität aus artgerechter Haltung an.
Entsprechend dem Alpen-Konzept gibt es nur Süßwasserfische und -krustentiere im Restaurant Savoy. Auch hier gibt es mehr Vielfalt, als am im ersten Moment denkt. Auf der Karte des Savoy finden sich Fische aus den bayrischen Seen, aber auch Spezialitäten wie die Sardine auch dem Gardasee. Monika probiert als Vorspeise eine Trilogie vom Saibling aus dem Tegernsee. Einmal geflämmt, einmal gebeizt und einmal roh als Tatar. Kombiniert mit Gurke und Kräutern eine wunderbarer Sommervorspeise.
Als Hauptgericht bekommen wir beide Fisch und einen weiteren Beweis für die Kreativität von Küchenchef Michael Meyerhof. Sein Matjes vom Tegernseer Saibling ist genau nach unserem Geschmack. Zur feinen Hausmachersauce gibt es knusprige Röstzwiebeln und Bratkartoffeln. Ein vermeintlich „simples“ Gericht, daß durch die Qualität der Zutaten und die perfekte Zubereitung zu etwas ganz Besonderem wird. Für die passende Weinbegleitung ist natürlich auch gesorgt. Es gibt eine schöne Auswahl an offenen Weinen und Flaschen. Auch hier liegt der Schwerpunkt im Alpenraum bzw. den angrenzenden Regionen und mit Walter & Sohn als Lieferant ist für eine spannende Weinkarte mit Sicherheit gesorgt. Zum Tegernseer Matjes würde natürlich auch wunderbar ein Tegernseer Bier oder eine Isarweisse von Paulaner passen.
Grüner Nachtisch
Beim Nachtisch erleben wir wieder eine kleine Überraschung. Mit der Gurke als Zutat haben wir gar nicht gerechnet, aber spätestens nach dem zweiten Löffel kann man nicht mehr genug bekommen von dieser Kombination aus Gemüsegranitee, Gurkenchutney und Weisser Schokolade. Sorbets kommen ja meistens als Zwischengang auf den Teller, aber in dieser Kombination und Jahreszeit ergibt sich daraus ein wunderbares Dessert.
Alles in allem ist das Savoy ein wunderbares Restaurant mit einer sehr kreativen Küche, das sehr positiv aus der Masse heraussticht. Manches ist auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber die Liebe zum guten Essen und der hohe Qualitätsanspruch haben uns vollkommen überzeugt. Auch die Wohlfühlatmosphäre im Lokal und im Garten sind für uns gute Gründe dafür, um öfter nach Schwabing zu kommen.
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