Wir hätten nicht gedacht, daß Münchens Chorlandschaft so vielfältig ist. Es gibt einen Kneipenchor, den Go Sing Choir und nun auch einen Chor für Filmemacher. Er heißt die DIE VÖGEL (nach Hitchocks Film) und seine Mitglieder arbeiten alle in der Filmbranche, vom Kameraassistenten über Regisseure bis hin zur Editorin. Gegründet wurden „Die Vögel“ vor drei Jahren von drei Regisseurinnen, die damals an der Hochschule für Film und Fernsehen studierten, nämlich Mirjam Orthen, Pauline Roenneberg und Eileen Byrne.
„Angefangen hat alles damit, dass Pauline Roenneberg im Jahr 2015 geheiratet hat„, erzählt Eileen Byrne, „und wir Freundinnen für ihre Hochzeitsfeier ein paar Lieder zusammen einstudiert haben, mit Gitarre und Gesang. Wir hatten eine solche Freude an der Musik und vor allem aber auch daran, dass wir uns wieder regelmäßig sahen, nachdem jede gegen Ende des Filmstudiums ihren eigenen Weg eingeschlagen war. So war die Idee für ein regelmäßiges gemeinsames Singen geboren. Da wir alle rein zufällig Regisseurinnen waren, nannten wir uns „The Directors“ und wollten das zu unserem Konzept machen. Wir wollten Regie-Frauen featuren. Als wir aber merkten, dass wir uns mit diesen Auflagen kaum vergrößern können, haben wir 2016 den Chor für alle Geschlechter und Gewerke geöffnet und seitdem sind wir die Vögel.“
Der Chor wuchs und wuchs und inzwischen sind es längst nicht mehr nur Studenten, die bei den Vögeln mitsingen. Die Chorleitung hatte lange Silja Specker inne, sie hat aber aus zeitlichen Gründen ihr Amt an Tobias Sasse abgegeben. Tobias, der ursprünglich mit den drei Gründerinnen studiert hat, nun seit einem Jahr der Chorleiter. Dies macht er zusätzlich zu seinem Job als Filmkomponist. Für den Chor ist er eine große Bereicherung, denn er belegt eine Doppelfunktion, nämlich die des Dirigenten und die des Beatboxers. Denn der Chor singt ausschließlich a-capella Filmmusik. Zu den Stücken im Repertoir gehören zum Beispiel das Game of Thrones-Intro, Ghostbusters, „Bang Bang“ (Kill Bill), „Under the Sea“ (Arielle), „Zu Asche zu Staub“ (Babylon Berlin), „Skyfall“ (James Bond), „Nightcall“ (Drive) und diverse andere Intros, wie zum Beispiel die Universal- oder 20th Century Fox-Fanfare.
Inzwischen zählt der Chor an die dreissig bis vierzig feste Mitglieder. Eileen Byrne, eine der Gründerinnen, sagt „gemeinsam könnten wir locker einen Film drehen, denn mittlerweile sind aus fast allen Gewerken Sänger*innen dabei“, von der Autorin bis hin zum Kameraassistenten, von der Produktionsleiterin bis hin zum Geräuschemacher. Diese Vielseitigkeit empfinden wir nicht nur musikalisch als unglaublich bereichernd. So erweitern wir ganz nebenbei unser Netzwerk, ohne dass es dabei vordergründig um Film geht, sondern ganz klar um die Freude an der Musik und am gemeinsam Klingen.“
Für alle, die dabei sein wollen, gilt: Jeder, der vor oder hinter der Kamera – arbeitet, darf mitsingen. „Viele Filmschaffenden trauen sich nicht, aufzutreten, erzählt Eileen Byrne, weil sie sich normalerweise ja lieber hinter der Kamera verstecken. Umso schöner, dass sie sich im Rahmen des Chors trauen, laut zu singen. Bei uns muss auch niemand vorsingen oder Noten lesen können, jeder, der gerne singt, ist willkommen!„. Die Proben finden einmal die Woche am Mittwoch im mucca statt. Meldet Euch gerne bei Eileen, entweder auf Facebook oder bei Instagram.
Da es gerade aufgrund Corona mit Proben und Auftritten schwierig ist, haben sie sich per Liveschaltung zusammengeschlossen. Auch Gastsänger aus anderen Städten sind mit dabei. Auf dem Youtube Channel von „Die Vögel – Der Filmchor“, könnt Ihr Ihre Quarantäne Songs anhören.
Wenn Ihr die Vögel mal live erleben wollt, sie treten zum Beispiel immer bei der HFF-Jahresschau auf. Doch 2020 ist alles anders. Dazu Eileen Bryne: „Meistens treten wir bei Film-Veranstaltungen auf, sind aber offen für alles. Leider werden wir aber nicht, wie geplant, beim Münchner Filmfest auftreten können, da dieses ja wegen der Krise abgesagt werden musste. Letztes Jahr sind wir im Rahmen des Filmfests bei der legendären „Brot, Butter, Bier“-Party der Bürogemeinschaft „Die Glocke“ sowie beim Filmschoolfest-Special im Gasteig aufgetreten. Dadurch, dass wir durch die Quarantäne auch einige Sänger aus Berlin für die Videos involvieren konnten, können wir in Zukunft hoffentlich auch mal mit ihnen zusammen in Berlin auftreten.“
Der Chor ist also durch Corona sogar noch über die Grenzen von München hinaus gewachsen. Wir sind gespannt, was noch kommt und freuen uns auf den nächsten Live Auftritt des außergewöhnlichen Chors.