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VKKO in Residency im Milla Club

Das Verworner-Krause Kammerorchester aka VKKO gehört zu den Residents in dem Münchner Club Milla. Was es damit aufsich hat, erzählt uns Claas Krause.

Heute wollten wir Euch das enorm kreative Duo Claas Krause und Christopher Verworner vorstellen. Die beiden Komponisten und Orchesterleiter haben vor etwa sechs Jahren das VKKO Ensemble ins Leben gerufen. Die Abkkürzung steht für Verworner-Krause Kammerorchester.

VKKO Residency in der Milla München | Foto: ISARBLOG
Claas Krause und Christopher Verworner und ihr Orchester | Foto: Monika Schreiner

Beide Musiker haben sich an der Musikhochschule in München kennengelernt und wollen mit ihrer Musik Grenzen einreissen. Aus ihrer Liebe zum Techno, Klassik und den Wurzeln im Jazz entsteht ein ganz eigener Sound. Was mir in diesem Zusammenhang besonders gefallen hat, ist der Begriff „Barrierefreiheit“. Sprich die Öffnung der klassischen Musik für Zuhörer aller Altersklassen und Gesellschaftsschichten. Dabei setzen sie auch auf eine ganz eigene Körpersprache beim Dirigieren. In ihr ist eine Wildheit zu spüren, die sich bei Claas in Headbanging und Luftguitarrespielen zeigt, bei Christopher eher in einer Art Technotanz. Sie ist das Bindeglied zwischen Dirigent und Musiker einerseits, schafft aber auch durch die Energie eine Brücke zum Publikum. Die VKKO Konzerte sind deshalb eine echtes Erlebnis.

Andere smashen Gitarren, Claas Krause den Notenständer| Foto: Monika Schreiner

Mit ihrem 18-köpfigen Orchester treten Claas und Christopher regelmäßig in dem Münchner Musikclub Milla auf. 2019 hatten sie dort eine Residency. Dazu haben wir Claas ein paar Fragen gestellt:

Wie seid Ihr zu der Residency in der Milla gekommen?

Gerd Baumann, der Filmkomponist und Mit-Chef der Milla, war bei unserem Albumreleasekonzert im März 2016 in der Milla recht begeistert und setzte uns die Idee ins Ohr, daraus doch etwas Regelmäßiges zu machen. Wir trafen uns bei Ihm im Atelier und haben es dann, auch vom inhaltlichen Fokus her, fixiert. Zusammen mit Mira Mann, der ehemaligen Bookerin des Milla und Cornelia Breinbauer, der Frontfrau von TIGERTIGER (Popmusik Stipendium Stadt München 2019) haben wir dann darauf gesetzt, einen inhaltlichen Austausch auszubauen.

Aber es gibt auch leise Töne beim VKKO| Foto: Monika Schreiner

Wie funktioniert die Residency in der Milla?

Bei der Residency geht es darum, Gastkünstler einzuladen die möglichst vielgestaltig sind, auch bildende Künstler, Musiker ganz anderer Genres, mit anderen Hintergründen. Zum Beispiel mit Young Krillin, einen Cloudrapper aus dem Dunstkreis von Yung Hurn oder mit “Die Fitte Titten”, einer feministische Performergruppe aus Wien. Im größeren Zusammenhang dieses “Featurens” haben wir auch mit den „Blackout Problems“ aus München und den „Leoniden“ aus Kiel Produktionen für BR Puls gemacht und auf dem Puls Festival gastiert. Wir schreiben dann für jeden Gast eigene Arrangements. Das ist natürlich ein beträchtliches Volumen … Wir waren damals auch im Gespräch mit einer interessanten jungen Autorin, aber um da ein vernünftiges Konzept zu schmieden, braucht es noch mehr Sponsoren.

Geht die Milla Residency nächstes Jahr weiter?

Ja, die Residency geht weiter! Es ist kein Ende in Sicht. Die Konzerte für 2020 im Oktober und Dezember sind schon fixiert. Aktuell sind wir in Gesprächen, diese mit einer renommierten jungen bildenden Künstlerin aus Wien / München und einer aufstrebenden „Gesamtkunstwerk“- Sängerin aus Paris zu machen.

Habt Ihr darüberhinaus irgendwelche Pläne für 2020? Neue Projekte?

Oh ja, 2020 wird aufregend! Wir präsentieren unsere neue technoide Produktion “Der Golem” im Theaterhaus Stuttgart sowie unsere introvertiertere Produktion “The Last Rocket of Human Kind” im Resonanzraum Hamburg im Februar. Ende September haben wir im Berliner Konzerthaus eine neue große düstere und auch szenische Technoproduktion mit über 30 Musikern, Chor, Orgel, Drone-Gitarren und Schauspielern.

Christopher Verworner hat seine eigene Art zu Dirigieren | Foto: Monika Schreiner

Wie teilen Christopher und Du Euch den Job als Dirigenten auf? Was kann der eine besser als der andere und umgekehrt?

Wir haben für uns das Lernen, aber auch den Mut zum Scheitern zum Berufsethos erklärt. Natürlich wollen wir deswegen auch voneinander lernen. Christopher kämpft manchmal zur Erholung in Schreibpausen mit Schwertern in seinem Garten. Also würde ich sagen, dass ihm säbelartige Moves besser gelingen. Als Gitarrist ist meine Windmühle sicherlich deutlich stärker, da muss ich mal drauf achten…

Wie kann man sich das Vorstellen, wenn Ihr komponiert? Gemeinsam oder alleine?

Wir reden im Prozess sehr viel über Inhalte und Techniken, aber jeder komponiert für sich. Aber wir jammen manchmal Nächte durch auf Maschinen und Synthesizern. So kann auch neues Material entstehen. Wir teilen uns auch eine Dropbox. Da kann man manchmal spionieren, was der andere gerade schreibt.

Neandertal Rising wurde im Herbst 2018 uraufgeführt | Foto: Monika Schreiner

Welche Musik beeinflusst Euch? Habt Ihr ein Lieblingsmusikstück?

Natürlich lieben wir die Ästhetik der orchestralen Kunstmusiktradition. Aber genauso bedeuten für uns „Basic Channel“, „Underground Resistance“ oder „Ostgut Ton“ die Welt. Zeitgenössische Popkultur und ihre Musik beobachten und diggen wir sehr, avancierte Filmmusik ebenso (Jordan Peeles Filme mit der Musik von Michael Abels sind groß). „Shed“ ist irgendwie unser Lieblingsproducer würde ich sagen, aber Lorenzo Senni gefällt uns auch sehr in letzter Zeit.

Und an welchem Ort in München tretet Ihr gerne auf?

Wir lieben die direkte und roughe Schwitzigkeit der Milla, den Klang und den Vibe im Harry Klein, die Fortführung und Sprengung der Jazztradition in der Unterfahrt … ach München is einfach hot, das sollten bald alle verstanden haben …

Dirigieren ist eine schweisstreibende Angelegenheit | Foto: Monika Schreiner

Wo würdet Ihr gerne spielen bzw. was würdet Ihr gerne (noch) erreichen?

Wir würden uns sehr freuen, wenn das MELT! 2020 klappt. Ansonsten lieben wir das Berghain, unsere philharmonische Techno-Kathedrale der lovely Dunkelheit.

Wie hat sich das Orchester in der aktuellen Form gefunden?

Wir haben engste musikalische Freunde und Wegbegleiter um uns finden können innerhalb des Studiums, auf Parties und auf anderen Wegen. Es ist unsere liebste Familie und wir schätzen uns einfach glücklich mit so großartigen Individuen als Ensemble zusammenarbeiten zu können.

Konzert in der Milla Ende 2018 | Foto: Monika Schreiner

Welche Parallelen und Unterschiede seht Ihr zu Bands wie zum Beispiel der Jazzrausch Bigband?

Die Jazzrausch Bigband besteht aus vielen guten alten Freunden und es gibt viele Musiker die bei denen und auch bei uns spielen. Wir sind wahnsinnig glücklich darüber, mit diesen lovely Cats in München kozuexistieren. Die JRBB trägt geistig sicher den Spirit der Jazzbands aus der Genealogie seit Duke Ellington weiter, uns liegt die orchestrale Tradition als Sinnbild für die Menschheit am Herzen.

Wir sehen uns innerhalb der Bewegung der kreativen Musik, der Ensembles, die etwas ändern wollen, welche in erster Linie am Neuen interessiert sind. Auch in Sachen Konzertformate, Digitalität und digitales Musiktheater und in der Auflösung von Grenzen innerhalb der Kunst und Gesellschaft. Aber wir betrachten uns auch als Entertainer, die genau für das Publikum da sind, hier vielleicht eher in angelsächsischer Tradition.

VKKO Residency in der Milla

Die nächsten Konzerte in der Milla von VKKO:
19.12.2019 Milla – featuring Sara McDonald

VKKO in Residency im Milla Club

München
Deutschland

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