„Anti War Women“ befasst sich mit dem feministischen Widerstand in einer von patriarchaler Gewalt geprägten Welt. Es bezieht sich dabei auf historische Begebenheiten aus dem Jahre 1915, wo sich Frauen aus zwölf Nationen auf Initiative der Frauenrechtlerinnen Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann in Den Haag zu einem Internationalen Frauenfriedenskongress getroffen haben. Während die Männer im Ersten Weltkrieg kämpfen, debattieren 1200 delegierten Teilnehmerinnnen über Frieden. Die dort verabschiedeten Resolutionen gelten heute als Meilensteine der Geschichte des Völkerrechts. Das ist deshalb so besonders, da Politik damals ausschließlich von Männern gemacht wurde. Das Frauenwahlrecht wurde in Deutschland erst einige Jahre später, im Jahre 1918 eingeführt. Die Aufführung „Anti War Women“ ist ein gemeinsames Projekt der Münchner Kammerspiele und der Monacensia und wird im Rahmen von „Female Peace Palace“ aufgeführt.
Female Peace Palace greift den revolutionären Geist des Frauenfriedenskongress auf und setzt ihn in verschiedenen Aktionen um, darunter ein Symposium und ein Workshop-Camp mit internationalen und lokalen KünstlerInnen sowie der Female Peace Palace Podcast. In der ersten Folge unterhält sich Literaturwissenschaftlerin Fabienne Imlinger als Host unter anderem mit der Regisseurin Jessica Galuse von „Anti War Woman“. Sie hat bereits in der Spielzeit 2020/21 das Stück „Bayerische Suffragetten“ auf die Bühne der Münchner Kammerspiele gebracht hat.
„Anti War Women“ hatte am 31. März 2023 Premiere und wurde ganz im charakteristischen Stil der Münchner Kammerspiele umgesetzt: bunt, rockig, politisch. Die Idee zum Stück stammte bereits aus dem Jahr 2019 und wurde nun von den aktuellen Ereignissen in der Ukraine eingeholt.
Nach dem Besuch der Aufführung kommt man zu dem Schluss, daß sich während der letzten 100 Jahre sehr viel zum Positiven verändert hat. Trotzdem wurden noch längst nicht alle Fragen geklärt. Und das lässt einen angesichts der Tatsache, wie weit die Gesellschaft sich in der Zwischenzeit technologisch entwickelt hat, ratlos zurück. Es zeigt auch, daß es weiterhin einen Bedarf an starken gemeinschaftsstiftenden Ideen, für Vertrauen, Solidarität und Respekt gibt.
Deshalb wird auch bei ausgewählten Vorstellungen die performative Intervention „in my hands I carry” von Miriam Ibrahim zu sehen sein, bei der es um die Dekolonisierung von öffentlichen Räumen geht.