Die Alexander Tutsek-Stiftung gibt es seit dem Jahr 2000 in Schwabing. Sie wurde von Alexander Tutsek und seiner Frau Dr. Eva-Maria Fahrner-Tutsek gegründet und widmet sich der Förderung von Kunst und Wissenschaft. Der Sammlungsschwerpunkt ist Fotografie (vorwiegend aus China) sowie Glaskunst. Alexander Tutsek war Journalist und in der Geschäftsleitung der Refratechnik-Gruppe, die feuerfeste Werkstoffe herstellt. Neben der umfassenden Sammlungstätigkeit der Stiftung, werden immer wieder Ausstellungen zu den beiden Schwerpunkten organisiert.
So entstand auch die Ausstellung „About us. Junge Fotografie aus China“, die aus den Beständen der Stiftung zusammengestellt wurde. Es handelt sich hierbei um eine Schau zeitgenössischer chinesischer Fotokunst. Das Besondere daran ist, dass sich die Rolle und Bedeutung der Fotografie in China über die letzten zwanzig Jahre hinweg stark gewandelt hat und als Kunstform noch sehr jung ist. Instagram führte zwar in den letzten Jahren zu einer wahren Explosion der Bilder, aber vieles ist bei der älteren Generation noch nicht angekommen. Sei es aufgrund von Zensur oder einer traditionellen Sichtweise. Deshalb ringen Fotokünstler in China immer noch nach Anerkennung. Ihre Arbeit wird oft als Tabubruch empfunden und gesellschaftskritische Themen können in ihren Bildern deshalb nur angedeutet werden.
Einer der an dem Unverständnis zerbrach ist Ren Hang. Er ist wohl der bekannteste Künstler der Ausstellung. Seine Bilder wurden erst in einer umfangreichen Werkschau mit dem Titel „Love“ im c/o Berlin gezeigt. Seine Modelle waren oft seine Freunde. Mit ihrer Nacktheit wollte Ren Hang auf die Schutzlosigkeit/Ausgeliefertsein des Individuums in der Welt hinweisen. Sein Werk wurde als unsittlich gedeutet. Deshalb wurde er mehrmals verhaftet. Daraufhin beging Ren Hang, auch aufgrund seiner Depressionen, vor einigen Jahren Selbstmord.
Insgesamt werden vierzehn Künstler mit den unterschiedlichen Positionen gezeigt. Sie gehen sehr spielerisch mit dem Medium Fotografie um und probieren verschiedene Techniken aus. Das Experimentieren und Ausloten von Grenzen ist auch der gemeinsame Nenner der Arbeiten in der Ausstellung, sowie die Themen Selbstfindung und Globalisierung.
Die Ausstellung erstreckt sich über drei Stockwerke. Im Hauptraum kann man eine Treppe zu einer Galerie hochgehen. Weitere Bilder befinden sich im zweiten Stock. Dieser ist über eine weitere Treppe im Hauptraum zugänglich.
Dort befindet sich auch mein persönliches Highlight: die Fotografien von Adou. Er fängt zeitgenössische Situationen so poetisch ein als wären sie historische Aufnahmen und schafft somit ein zeitloses Bildwerk.
Einen anderen Ansatz verfolgt Cai DongDong. Er verwendet historische Fotos, die er aufkauft und dann zu Installationen zusammensetzt. In der Alexander Tutsek-Stiftung zu sehen ist „The Two Doors“. Hunderte von Passbildern aus mehreren Jahrzehnte werden gegenüber gestellt. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Menschen gleichen, aber auch wie unterschiedlich sie sind. Und man beginnt sich zu fragen, ob man vielleicht internationale Modetrends ausmachen kann.
Wer mehr zu den Kunstwerken oder den Künstlern wissen möchte, der kann sich an einem interaktiven Infopunkt mit mehr Hintergrundwissen versorgen. Die Ausstellung ist noch zu sehen bis Ende Januar 2021. Ein Besuch lohnt sich auch wegen der schönen Räumlichkeiten im ehemaligen Atelier des Bildhauers Georg Albertshofer.
Vielen Dank an die Alexander Tutsek-Stiftung und Goldmann Public Relations für die exklusive Führung durch die Ausstellung!
About Us. Junge Fotografie aus China
27. MÄRZ 2020 — 29. JANUAR 2021
geöffnet Dienstag – Freitag von 14 bis 18 Uhr
Alexander Tutsek-Stiftung
Karl-Theodor-Straße 27, 80803 München
TIPP
Für die, die Ausstellung nicht sehen konnten, hat die Alexander Tutsek-Stiftung nun unter dem Titel „About Us. Junge Fotografie aus China“ einen umfassenden Bildband veröffentlicht. Darin enthalten sind nicht nur die Fotografen der Ausstellung, sondern weitaus mehr. Das Buch wirft einen vertiefenden Blick auf die zeitgenössischen Fotoszene in China. Es wird dadurch zu einem Standartwerk. Erschienen ist das Buch Februar 2021 im Hirmer Verlag und es kostet 39,90 Euro.