Was Bibliotheken sind, lernen Kinder bereits in der Schule. Was sich aber hinter dem Begriff Artothek verbirgt, da wird es schon schwieriger. Schade, denn meiner Meinung nach handelt es sich bei den Artotheken um eine der spannendsten städtischen Einrichtungen im Bereich Kultur überhaupt. Indem sie Bilder ( vor allem Druckgrafiken ) an interessierte Bürger gegen einen geringen Betrag verleihen, wird vielen Menschen ein anderer Zugang zur Kunst zu ermöglicht. Zu Hause in den eigenen vier Wänden baut man eine andere Beziehung zum Kunstwerk auf als wenn man es nur im Museum oder in der Galerie sieht.
Art(othek) & Breakfast
Ziel der Münchner Artothek ist es, Hemmschwellen abzubauen und eine Brücke zu schlagen zwischen Kunstliebhaber, Künstler und Galerie. Über den Kunstverleih hinaus fungiert die Artothek auch als Galerie mit regelmäßig wechselden Ausstellungen oder Aktionen. Eine besonders entspannte Veranstaltung ist das Frühstück in der Artothek München, das in unregelmäßigen Abständen stattfindet. Immer um elf Uhr trifft man sich an einem Samstag zu Brezen, Saft und Kaffee und diskutiert in kleiner Runde über die Kunstwerke der aktuellen Ausstellung. Der Künstler ist meistens auch anwesend.
Wir waren im März 2018 mit dabei und erfahren so von der japanischen Künstlerin Kaori Nakajima mehr über ihrem Bezug zum „Rausch des Frühlings“, einer Jahreszeit, die in Japan eine nationale Euphorie auslöst. Kaori Nakajima bietet dem Betrachter keine klischeehaften Kirschblütenbilder, sondern präsentiert das Thema eher nachdenklich, stellenweise verstörend. Hierbei bedient sie sich unterschiedlicher Medien wie Zeichnung, Collagen, Video und Skulptur.
Es sind primär Münchner Künstler, die ausgewählt werden, im Bildersaal auszustellen. So wie Kaori Nakajima haben viele an der Münchner Akademie studiert. Nach der Ausstellung ist ein späterer Ankauf der Werke durch die Artothek nicht ausgeschlossen. Dadurch befindet sich der ein oder andere Schatz darunter, denn einige der Künstler sind inzwischen berühmt. Insgesamt befinden sich derzeit an die 2000 Kunstwerke im Bestand der Artothek. Will man ein Kunstwerk mit nach Hause nehmen, dann hat man die Auswahl zwischen einer Vielzahl von Bildern. Wer nun denkt, daß die Artothek ist eine neue Einrichtung, der täuscht sich. 2017 wurde bereits der 30jährige Geburtstag gefeiert.
Die Leihfristen für die Kunstwerke sind bis zu einem Jahr. Wer sich in ein Kunstwerk „verguckt“ hat, der kann es leider nicht kaufen. Um den „Liebeskummer“ wie es Alix Stadtbäumer von der Artothek so schön betitelt hat, gering zu halten, vermittelt die Artothek auch Atelierbesuche. Dabei können die Kunstliebhaber den Künstler persönlich kennenzulernen und sich vielleicht in ein neues Werk verlieben…und so vom Kunstleiher zum Kunstbesitzer und Sammler werden.
Die Artothek München befindet sich nahe des Münchner Stadtmuseums, in der Passage zwischen Rindermarkt und Viktualienmarkt und ist mit öffentlichen Verkehrmitteln gut erreichbar. Der Zugang ist barrierefrei.
Für den Verleih der Kunstwerke fällt eine geringe Gebühr an:
3€ bzw. 1,50€ ermäßigt pro Monat bei privater oder 7€ pro Monat bei gewerblicher Nutzung