Ein entscheidender Grund für die Firmenphilosophie von Barista Royal ist die Lebensgeschichte von Chris Weils Schwester Kathrin. Sie kam mit einer halbseitigen Lähmung zur Welt. Sie hat es sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt gehabt, einen Jobs zu finden und ihr Bruder wollte helfen. Daraus ist ein Konzept geworden. Der Kaffee von Barista Royal in Kooperation mit den „Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe“ von Hand selektiert und geröstet. Das funktioniert gut, meint Chris Weil und sagt: „Hier gibt jeder, was er vermag – und jeder hilft dem Anderen.“
Insgesamt haben sie sechs verschiedene Kaffees und vier Espresso Sorten in ihrem Barista Royal Sortiment. Sie zeichnen sich durch wenig Säure aus, da sie langsam geröstet werden. Die Produktion dauert insgesamt etwas länger und kostet deswegen mehr. Das schlägt sich im Preis nieder. Der Kaffee kostet von 9,99 Euro bis 27,99 Euro. Dafür stimmt die Qualität, denn es liegt ihnen besonders viel daran, dass der Kaffee, den sie rösten, geschmacklich mehr als sehr gut ist. Wir trinken gerade den Amore e Basta, eine kräftige Röstung mit 70% Arabica und 30% Robusta Bohnen. Er eignet sich für alle Zubereitungsmethoden und da ausgerechnet jetzt unsere Gaggia Classic ausgefallen ist, machen wir den Kaffee gerade wieder in der Caffettiera.
Gegründet haben Chris Weil und Michael Halbritter ihr Unternehmen Mitte 2019, einige Monate später hatten sie bereits die ersten Produkte. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Gründerstammtisch. Chris war mehrere Jahre Produktmanager, Michael hat eigentlich Weinbetriebswirtschaft studiert und dabei auch eine Ausbildung als Sensoriker gemacht. Daneben hat er auch auf einem Weingut in Südafrika gearbeitet. Ihr gemeinsamer Anknüpfungspunkt ist die E-Commerce Branche und die gemeinsame Leidenschaft für extrem leckere und hochwertige Lebensmittel.
Wir wollten noch ein wenig mehr wissen zu Ihrem frisch gegründeten Unternehmen Barista Coffee und haben ihnen deshalb ein paar Fragen gestellt. Michael hat uns folgendes verraten:
Wie seid Ihr auf Kaffee gekommen?
„Nach dem Besuch eines Kaffeemuseums in Hamburg war ich total angefixt von der Idee endlich mal einen Kaffee zu kreieren, der zu 100% meinen Vorstellungen entspricht: Mit Aromen von Schokolade und Nüssen, einer feinen Würze und ohne aufdringliche Säure und Bitterkeit. Kaffee enthält über 600 Geschmacksaromen und ist daher meiner Meinung nach genauso spannend wie ein guter Wein – auf die Tasse gerechnet nur viel günstiger. Chris liebt die Espressi. Er ist nicht nur Koffeinjunkie, sondern ebenfalls absoluter Genussmensch.“
Wie wird man Sensoriker? Wo kann man die Ausbildung machen?
„Ich habe Weinbetriebswirtschaft studiert und ein Teil meines Studiums waren Vorlesungen zur Sensorik mit entsprechenden Prüfungen. Begleitet habe ich das darüber hinaus mit diversen Seminaren zum Thema Kochen, Essen und Trinken. Der wichtigste Tipp allerdings, den ich mal von einem befreundeten Sommelier bekommen habe, und mir am meisten geholfen hat ist „Achtsam, mit allen Sinnen bei der Sache zu sein und die Aromen bewusst wahrzunehmen“. Das bedeutet etwa beim Wochenmarktbesuch, die Orange in die Hand zu nehmen und mit geschlossenen Augen bewusst daran zu riechen. Dann nochmal zu Hause, wenn man sie schält – man stellt fest, dass der Geruch nicht nur intensiver, sondern auch ein bisschen anders ist. Oder erinnere dich an den Geruch, wenn du eine Bäckerei betrittst, in der gerade frisches Brot gebacken wurde. All diese Aromen bewusst wahrzunehmen und zu speichern sind meiner Meinung nach die beste Ausbildung und helfen dann wiederum z.B. harmonische Kaffeeröstungen herauszuarbeiten.“
Kannst Du mir ein Beispiel nennen, für eine Tätigkeit, die die Menschen mit Behinderung, bei der Herstellung des Kaffees ausführen?
„Sie begleiten den gesamten Prozess, vom Transport der Rohbohnen aus dem Lager, über die Röstung, bis zur Verpackung und Versand. Natürlich alles unter Betreuung und mit dem Ziel so viele sich wiederholende Prozesse wie möglich zu schaffen. Wir haben auch verschiedene Tricks, wie farbliche Kennzeichnungen, Mindest-Schriftgrößen, etc. implementiert, damit alles reibungslos funktioniert.“
Wo kann man Euren Kaffee beziehen? Welche Läden in München beliefert Ihr? Gibt es bestimmte Specials in Planung – Verkostungen, etc?
„Aktuell ist die beste Bezugsquelle unser Onlineshop auf baristaroyal.de. Wir sind noch ein ganz junges Startup und daher noch nicht so weit verbreitet, aber erste Feinkostläden in München und Umgebung haben Interesse signalisiert. Die Listung wird sich nun durch die derzeitige Krise allerdings verzögern. Sobald wir mehr lokale Verfügbarkeiten haben werden wir im Blog bzw. auf der Website darüber informieren.“
Sucht Ihr den Kontakt zu den Anbauern? Wart Ihr schon mal bei Ihnen zu Besuch?
„Da wir erst seit 2019 am Start sind, war es uns bislang noch nicht möglich persönlich vor Ort zu sein. Für 2020 hatten wir es fest geplant, die Reisebeschränkungen könnten allerdings einen Strich durch die Rechnung machen. Im Einkauf achten wir dennoch seit Tag 1 auf faire Bedingungen und Nachhaltigkeit im Anbau. Wir sind seit Anfang 2020 auch selbst bio zertifiziert, was uns ein großes Anliegen war. Zudem sind alle unsere Röstereien Mitglied der Deutschen Röstergilde, deren Werte auf Fairness, Transparenz und herausragende Qualität im Einkauf basieren.“
Was kommt als Nächstes? Was sind Euere Ziele in der nahen Zukunft?
„So bitter wie es klingt: Erstmal das Überleben von Barista Royal sicherstellen… Wir haben Barista Royal aus eigenen Mitteln, ohne Investoren gegründet und haben daher keine finanziellen Reserven für Träumereien oder Zahlungsausfälle. Wir sind froh, dass wir es schon geschafft haben Stammkunden zu gewinnen, die sich in unserem Abo alle paar Wochen Kaffee bzw. Espresso zuschicken lassen. Das und die vielen positiven Nachrichten unserer tollen Kunden stärkt die Hoffnung, dass wir es schaffen können durch die Krise zu kommen. Wenn das alles gut geht, dann würden wir gerne stationär Fuß fassen. In Feinkostläden und gut sortierten Lebensmitteleinzelhändlern. Außerdem haben wir erste Anfragen von Cafés, die die gute Sache unterstützen möchten. Wir freuen uns über jede neue Kundin und jeden neuen Kunden!“
„Abgesehen davon möchten wir die Inklusion noch weiter vorantreiben. Unser Motto lautet: Mit gutem Kaffee Gutes tun. Beispielsweise kaufen wir unsere aluminiumfreien Kaffeeverpackungen aktuell bei einem professionellen Hersteller ein. Ziel ist es, dass aber auch die Tüten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung hergestellt werden, um so einen weiteren Schritt für mehr Inklusion zu unterstützen.“
Vielen Dank, Michael!