Bei Gladieus Fotografien handelt es sich um imposante Dokumente der Vielschichtigkeit afrikanischer Lebenswirklichkeiten. Kunst und Dokumentation verschmelzen. In seinen Portraits setzt sich der vielfach preisgekrönte Gladieus mit ethnologischen und soziologischen, aber auch mit politischen und ökologischen Fragen auseinander.
Der Zyklus „Egungun“ (2018–2020) zeigt Fotografien imposanter Maskenkostüme aus der Republik Bénin. Mit Hilfe von ihnen nehmen die Yoruba Kontakt zu den Ahnengeistern auf und bitten sie um ihren Rat. Um Teile der Aufnahmen machen zu können, musste Stéphan Gladieu selbst Initiationsriten durchlaufen. Den Egungun-Fotografien stellt der Fotograf eine neue Interpretation der Masken gegenüber.
„Homo Détritus“ (2020/21) zeigt Maskenkostüm-Neuschöpfungen des Kollektivs „Ndaku Ya, La vie est belle“ (Das Leben ist schön). Die KünstlerInnen arbeiten in Kinshasa in der DR Kongo. Für ihre Maskenkostüme verwendet „Ndaku Ya, La vie est belle“ klassische Wegwerfartikel. Daraus bauen sie eigene Kostüme, nicht ohne kritischen Hintergrund. Denn die DR Kongo zählt durch ihre Bodenschätze zu einem der reichsten Länder der Erde. Zugleich profitiert der allergrößte Teil der kongolesischen Bevölkerung nicht von dem Handel der Bodenschätze. Die daraus im Ausland gefertigten Produkte kommen zu ihnen als Secondhandware oder gleich als Sondermüll zurück. Ihn ihren Kostümen rufen die Ndaku Ya Performer ihre Ahnen um Hilfe an und machen gleichzeitig aufmerksam auf die Verschmutzung der Stadt.
„The world is a dancing masquerade. If you want to understand it, you cannot remain standing in one place“
Westafrikanisches Sprichwort
Die beiden Foto-Serien „Egungun“ und „Homo Détritus“ werden erstmals gleichzeitig in einem Museum ausgestellt. Sie bedingen sich gegenseitig. Der verbindende Titel „From Mystic to Plastic“ verweist auf die zentrale Bedeutung von Maskentänzen, in denen die afrikanischen Gesellschaften Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpfen.