Volkstheater Schlachthofviertel | Foto: Gerhard Bauer
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Saisonstart im Volkstheater

Das Münchner Volkstheater startet mit 12 Premieren, Konzerten, Lesungen und dem Festival „Radikal jung“ in die Spielzeit 2025/26.

Wenn im Herbst die Tage kürzer werden, lebt das Schlachthofviertel auf: Das Münchner Volkstheater ist Ende September 2025 in die neue Spielzeit gestartet – und verspricht auch dieses Jahr wieder jede Menge Energie, Emotion und Experimentierfreude auf der Bühne. Unter der Leitung von Christian Stückl bringt das Ensemble zwölf Premieren sowie zahlreiche Konzerte, Lesungen und Diskussionen auf die Bühne. Mit dabei ist natürlich auch wieder das renommierte Regietheaterfestival „Radikal jung“, das junge Regisseurinnen und Regisseure aus ganz Europa nach München lockt.

Zeitgeist zwischen Technik und Tragödie

Zum Auftakt zeigt Bonn Park die Uraufführung seines Stücks „Glaube Liebe Roboter“ – ein futuristisch-philosophisches Spiel über Glaube, Körper und Maschine. Nur zwei Tage später bringt Regisseurin Sophie Glaser Ingmar Bergmans „Persona“ auf die Bühne, bevor Christian Stückl selbst mit der deutschen Erstaufführung von „Appropriate (Was sich gehört)“ von Branden Jacobs-Jenkins folgt. Der Stoff – eine bissige Familienaufstellung über Schuld, Besitz und verdrängte Geschichten – gehört zu den spannendsten Stimmen des Gegenwartstheaters.

PERSONA mit Nina Noé Stehlin Ruth Bohsung, Lena Brückner, Nils Karsten | Foto: Gabriela Neeb

Im November präsentiert Mathias Spaan „Trauer ist das Ding mit Federn“ nach Max Porter, eine poetische Annäherung an Verlust und Erinnerung. Im neuen Jahr folgt dann wieder ein Klassiker: Lucia Bihler inszeniert „Pioniere in Ingolstadt“ von Marieluise Fleißer – der einzige Theaterklassiker dieser Spielzeit. Bihler, bekannt für ihre bildstarken und popkulturell inspirierten Inszenierungen, wird dem Stück ihren ganz eigenen Stil verleihen.

Zwischen Körper, Klang und Gegenwart

Abseits des großen Schauspielrepertoires gibt es auch in dieser Saison wieder Platz für Experimentelles: „Fischer Fritz“ von Raphaela Bardutzky (Regie: Asena Yeşim Lappas) und „ELEKTRA – 750 PS Vergangenheitsüberwältigung“ (Regie: Lorenz Nolting) führen die Auseinandersetzung mit Identität, Mythos und Erinnerung weiter. Mit „Tide“, einer Tanztheaterproduktion von Serhat „Saïd“ Perhat und Sophie Haydee Colindres Zühlke, erobert Bewegung die Bühne.

Im Frühjahr setzt „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger (Regie: Jan Friedrich) die Reihe außergewöhnlicher Romanadaptionen fort. Den Schlusspunkt setzt im Juni Katharina Grosch mit „I WANNA CONTACT THE LIVING – Das Gespenstische von Canterville“, einer Uraufführung frei nach Oscar Wilde.

Gespräche, Musik und gelebte Erinnerung

Neben dem Schauspielprogramm öffnet das Volkstheater seine Türen auch für Denkanstöße jenseits der Bühne: Der „Tag der Quellen“ und die „Gespräche gegen das Vergessen“ am 29. Januar 2026 widmen sich den Nürnberger Prozessen – in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und ARD alpha. Musikalisch begleitet wird die Saison erneut von beliebten Reihen wie dem „Salon Sonnenberg“ mit Musikerin Nina FIVA Sonnenberg und der „Volksshow“ mit Moritz Hürtgen.

Volle Säle und neue Rekorde

Nach einer Rekordsaison mit 138.000 Besucherinnen und Besuchern und einer durchschnittlichen Auslastung von über 85 Prozent blickt das Münchner Volkstheater optimistisch in die neue Saison. Trotz wachsender finanzieller Herausforderungen bleibt der Anspruch klar: Theater, das riskant, zeitgenössisch und nah an der Stadt ist. Oder, um es mit Christian Stückl zu sagen: „Irgendwie werden wir es schon schaffen – irgendwo wird’s hingehen.“

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