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Stoa 169

Mit Stoa 169 hat der Künstler Bernd Zimmer im oberbayerischen Polling eine Freiluftgalerie in der Tradition der griechischen Wandelhalle geschaffen.

Stoa – ein Wort, drei Bedeutungen. Zuerst kommt einem das bayerische Wort für Stein (Stoa) in den Sinn. Mit Stoa 169 ist jedoch eher die griechische Wandelhalle – Stoa – gemeint. Gleichzeitig ist die Stoa aber auch eine philosophische Richtung, bei der die Ganzheitlichkeit der Betrachtung im Mittelpunkt steht. Aber egal, welche Wortbedeutung man wählt, man liegt irgendwie nie ganz falsch.

Das Projekt Stoa 169 wurde erdacht von Bernd Zimmer. Inspiriert durch eine Reise nach Südindien, hat der im oberbayerischen Polling lebende Künstler schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine Säulenhalle zu errichten. Allerdings nicht alleine, sondern als Gemeinschaftsprojekt mit anderen Künstlern. Für Stoa 169 hat er an die zweihundert internationale KünstlerInnen angeschrieben. Ein Kuratorium hat sich im Anschluss um die Vergabe der 169 zu gestalteten Säulen gekümmert. Für die letztendliche Umsetzung hat Bernd Zimmer im November 2016 eine gemeinnützige Stiftung gegründet. Die Stiftung kümmert sich um die Finanzierung des sechs Millionen Euro teuren Projekts. Wobei die Künstler nur die Materialkosten und den Transport erstattet bekommen haben.

Stoa 169 Polling
Vorabbesuch im Polling bei Stoa 169 im Juli 2020| Foto: Monika Schreiner

Allerdings hat es Jahre gedauert, bis ein geeigneter Standort für die Wandelhalle gefunden wurde. Aufgrund der langen Planungsphase ist es zu einer Veränderung des ursprünglichen Konzepts gekommen. Aus den ursprünglich 169 vorgesehenen Säulen sind 121 geworden. Warum genau diese Zahl? Das hat mit dem quadratischen Grundriss der Anlage zu tun. An jeder Seite stehen 11 Säulen, ursprünglich wurde mit 13 x 13 = 169 Säulen geplant. Durch ungerade Anzahl der Säulen steht eine Säule im Mittelpunkt der Stoa 169.

Seit 2019 wird nun gebaut und bis Ende August 2020 wurden die ersten 81 Säulen auf dem 35.000 Quadratmeter großen Gelände am Flussufer der Ammer nahe Polling aufgestellt. 1600 Quadratmeter umfasst die Wandelhalle selbst. Bei den Säulen gleicht keine der anderen. Eine Jury aus Experten hat die Künstler ausgewählt. Darunter sind unter anderem Sean Scully (Irland), Daniel Spoerri (Rumänien/Schweiz), Rebecca Horn (Deutschland), Katharina Sieverding (Deutschland), Flatz (Österreich/Deutschland), Erwin Wurm (Österreich) und natürlich auch der Initiator selbst, Bernd Zimmer. Die meisten von ihnen reisten persönlich nach Polling, um ihre Säule vor Ort fertigzustellen. Ein Teil der Säulen wurde fertig angeliefert.

Stoa 169 Polling
Die Arbeit von Rebecca Horn beim Stoa 169 | Foto: Monika Schreiner

Bei Stoa169 sind alle Kunstformen vertreten. Fotografen genauso wie Bildhauer oder Maler. Unbekannte wie etablierte Künstler geben sich die Hand. Das Konzept fördert das Miteinander von unterschiedlichen Generationen von Künstler, ganz ohne Hierarchie.

Stoa 169 Polling
Arbeit aus Knochen des Krigisen Shaarbek Amankul| Foto: Monika Schreiner

Die große Vielfalt macht die Wandelhalle Stoa169 zu einem schier unendlichen Ort der Inspiration. Verwendet werden die unterschiedlichsten Materialien wie Seile, Knochen, Holz oder Metal. Keine Säule sieht wie die andere aus. Und dennoch fügen sie sich zusammen zu einen großen Ganzen. Sogar eine alte Litfasssäule aus Düsseldorf (Künstler: Rozbeh Asmani) ist mit dabei. Die einzige Bedingung bei der Gestaltung: Die Säulen dürfen einen Durchmesser von 90 cm nicht überschreiten. Auch Fundstücke werden verwendet wie bei den beiden Künstlern aus Polling, Johann Friedrich Glas und Matthias Johann Glas. Für ihre Säule mit dem Titel „Eisenhaut“ verwendeten die beiden Gegenstände aus der ehemaligen Schmiedewerkstatt des Dorfes.

Stoa 169 Polling
Eisenhaut von Johann Friedrich Glas und Matthias Johann Glas | Foto: Monika Schreiner

In Mitten der Halle wird es eine Spiegelsäule geben, die die anderen Säulen reflektiert. So wird gewährleistet, dass kein Künstler im Zentrum steht und alle paritätisch sind. Um mehr zu den einzelnen Kunstwerken zu erfahren, wird es eine App geben. Mittels eines QR Codes an den Säulen lädt sich der Besucher die Infos auf sein Smartphone. An den Wochenenden sind Führungen in der Wandelhalle geplant.

Da sich Stoa169 im Freien befindet, ist der Aufenthalt dort auch in Zeiten von Corona eher unbedenklich ist. Die Seiten sind offen und in der Decke gibt es kleine Oberlichter, die je nach Sonnenstand die Halle in ein unterschiedliches Licht tauchen und für genügend Luftzirkulation sorgen. Künstliches Licht wird es nicht geben, so daß sich ein Besuch bei Tageslicht empfiehlt.

Stoa 169 Polling
Subodh Gupta mit einer Säule aus Edelstahlgeschirr | Foto: Monika Schreiner

Stoa169 wird für Publikum am 15. September 2020 eröffnet. Der Eintritt ist frei. Die Säulen dürfen angefasst werden. So zum Beispiel gibt es eine Säule von Andrei Loginov mit schwarzen Seilen, die sich zum Verstecken für Kinder eignet. Oder eine Säule mit einem Seil, das beim Anziehen einen Ton erzeugt. Mit der Eröffnung im September 2020 ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen, mehr Details zum Fortgang findet Ihr auf Facebook.

In der Nähe der Halle ist ein Parkplatz geplant, auf dem Gelände selbst soll es Bänke und Toiletten geben, aber keinen Kiosk oder Ähnliches. Bis dahin benutzt man am besten den Parkplatz an der Ammer und geht zu Fuß ein Stück an der Ammer entlang Richtung Polling. Wenn man den Ammerradweg entlang radelt, kommt man mehr oder weniger direkt vorbei.

Am besten kombiniert man seinen Ausflug zum Stoa169 mit einem Besuch von Polling. Dort verbrachte übrigens schon Thomas Mann seine Sommerurlaube. Deshalb gibt es dort auch einen nach ihm benannten Rundweg. Dort kann man auf seinen Spuren und denen des Romans „Doktor Faustus“ wandeln. Auch ein Besuch im der alten Klosterwirtschaft ist sehr zu empfehlen.

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