Als ich vor über zehn Jahren von Berlin nach München gezogen bin, war der Viktualienmarkt ein Sinnbild dessen, was ich in Berlin unterbewusst vermisst hatte. Ich liebe Berlin und vermisse die wöchentlichen Einkäufe auf dem türkischen Markt an der Crellestraße ( viel besser als am Maybachufer, wo die ganzen Touris hingehen ) noch heute, aber diese bayrische Bilderbuchidylle am Viktualienmarkt macht mir immer wieder klar, wie sehr ich das Leben in Bayern schätze.
Derf’s a bissl mehra sei?
Natürlich ist der Viktualienmarkt auch eine Art Anachronismus in unserer Zeit und auf viele Stände könnte ich getrost verzichten. In Zeiten von City Supermärkten mit optimiertem Warenangebot und Kassen ohne Personal ist das Einkaufen auf dem Viktualienmarkt fast schon eine kleine Zeitreise. Wer auf dem Viktualienmarkt einkaufen will, sollte sich Zeit nehmen und das Beherrschen der bayrischen Sprache ist von Vorteil. Beim Metzger wird die Wurst noch frisch aufgeschnitten und auch die berühmte Frage „Derf’s a bissl mehra sei?“ wird hier immer noch gern gestellt. Danach gehts zum Gmiasstandl, dann zum Bäcker und wenn noch Zeit ist, auf einen Espresso am Kaffeestandl. Es könnt also alles so schön, aber die EU Hygienevorschriften und „bauliche Mängel“ hängen seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem weissblauen Paradies am Viktualienmarkt.
Mittlerweile hat das zuständige Referat der Stadt München zusammen mit den Stadtplanern und Architekten/innen von Bogevischs Buero und bauchplan einen Plan für Sanierung erarbeitet, der soviel wie möglich von dem erhalten soll, was die Münchner so am Viktualienmarkt lieben und schätzen. Um die Bürger in die Planungen einzuweihen, wurde ein freigewordenes Standl zu einem Infostand umfunktioniert. Von dort aus starten übrigens auch die regelmäßigen Führungen über den Viktualienmarkt, die sicher sehr interessant sind. Im Zuge dieser Aktivitäten hat man sich bei der Stadtverwaltung auch überlegt, daß sich dieses Infostandl auch für Kochevents mit Münchner Foodbloggern eignen würde. Mit diesen Events sollen mehr junge Münchner für das Einkaufen auf dem Viktualienmarkt gewonnen werden. So kam es, daß sich liebe Petra vom Foodblog Der Mut Anderer bei mir gemeldet habt, ob ich nicht Lust hätte mir ihr gemeinsam dort eine kleines Menü zu kochen. Natürlich hab ich gleich ja gesagt, weil ich einfach wahnsinnig gerne koche und mit der Petra als Partnerin nicht viel schief gehen konnte.
Nach diversen Telefonaten und Emails stand unser Menu, das sich am saisonalen Angebot orientierte und die Vielfalt des Viktualienmarkts zeigen sollte. Als Einstieg zur Begrüßung der Gäste haben wir uns für eine bayrische Brotzeitplatte entschieden. Petra hat sich den gefüllten Schweinebauch als Hauptspeise ausgedacht und ich hab mir zu Vorspeise und Nachtisch Gedanken gemacht. Herausgekommen sind dabei der Erdäpfelkaas mit Steinpilzen und ein Zwetschgenkompott mit Zimtsahne.
Petras & Gerhards Viktualienmarkt Menu
Bayrische Brotzeitplatte
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Erdäpfelkaas mit Steinpilzen und Schnittlauchöl
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Gefüllter Schweinebauch mit Ofengemüse
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Zwetschgenkompott mit Zimtsahne
Am frühen Nachmittag haben wir uns zu Einkaufen getroffen und waren die folgenden Stunden gut beschäftigt. Das Kochen im Standl hat richtig Spaß gemacht, auch wenn die Bedingungen dort sehr provisorisch waren und wir viel improvisieren mußten. Das Wasser zum Kartoffelkochen hab ich zum Beispiel der Einfachheit halber am Brunnen vor dem Standl geholt, statt in den Keller hinabzugehen.
Die ruhigeren Ecken des Viktualienmarkts sind wirklich sehr gemütlich und dort herrscht ein sehr entspannte Stimmung. Trotzdem mußten wir ordentlich Gas geben, damit wir pünktlich unsere Gäste bewirten konnten. Es hat eigentlich alles wunderbar funktioniert und wir haben uns über das Lob der Gäste sehr gefreut.
DANKE
Danke an das zuständige Kommunalreferat der Landeshauptstadt München für die Idee und die Durchführung dieser schönen Aktion! Vielen Dank an die netten Mitarbeiterinnen und an Referatsleiter Axel Markwardt, dem wir für letzten Monate seiner Amtszeit und die anstehende Pension Alles Gute wünschen! Danke an die Praktikanten/innen von Bogevischs Buero und Bauchplan, die den Service übernommen haben! Danke an das nette Team von München TV und besonders an Regine Guckelsberger, die uns tatkräftig in der Küche und bei der Vorbereitung unterstützt hat!
Vielen Dank liebe Petra, daß ich dabei sein durfte und für die schöne Zusammenarbeit!