Das muca widmet dem portugiesische Streetartkünstler Alexandre Farto alias Vhils eine große Soloausstellung, die erste in Deutschland. Sie umfasst zwanzig Jahre seines Schaffens und heißt „Strata – Selected works: 2005 – 2025“ .
Strata ist der englische Begriff für Schichten. Mit ihnen arbeitet Vhils, im öffentlichen Raum an Mauern und im Atelier mit Papier. Entweder fügt er seinen Werken etwas hinzu oder nimmt etwas weg. So entstehen durch das Abtragen von Putz oder Beton Gesichter.
Die Personen darauf sind in den meisten Fällen Leute, die sich um bestimmte Sachen verdient gemacht haben, wie der griechisch-englische Ingenieur des ersten Minis Alec Issigoni oder sonst irgendwie in der Verbindung zum Ort stehen, wie Menschen, die durch Zwangsumsiedelung ihren Wohnraum verloren haben und nun dort als Bild verewigt sind.
Für das muca hat Vhils ein Portrait in eine der Museumswände gemeiselt. Das wunderbare daran ist, dass man dadurch Vhils Arbeitsweise genau studieren kann, weil man so nah dran ist. Eine Karte zeigt, wo überall auf der Welt Vhils bereits solche Wandbilder aus der Serie“ „Scratching the Surface“ erschaffen hat. Gesichter an Wänden erinnern vielleicht den ein oder anderen an den französischen Künstler JR, die Vorgehensweise, Auswahl und Technik ist jedoch ganz anders.
Die Idee mit Wänden zu arbeiten entstand bei dem Bearbeiten von Reklameplakaten. Was Vhils daran interessiert, ist das Verborgene der Stadtlandschaft wieder freizulegen und ihm neues Leben einzuhauchen.
Der 1987 geborene Alexandre Farto begann Anfang der 2000er mit Tags und Stencils, später studierte er an der „Byam Shaw School of Art“ in London und entwickelte im Laufe der Zeit seinen jetzigen Stil, den er aber immer weiter auf andere Materialen und Ausdrucksformen erweitert. Neben den großen Arbeiten an Häusern, experimentiert Vhils auch mit Holz, Harz, Neonröhren, Styropor und Videos. Dazu sind einige Werke in der Ausstellung zu sehen, wie eines seiner Diafragmen. Hier bemalt der Künstler mehrere Leuchtstoffröhren und montiert sie zu einem Gesicht zusammen.
Für die Ausstellung Strata ist auch ein Billboard entstanden, das den Münchner Marienplatz leicht von oben zeigt. Seit Anfang März 2025 ist zudem über dem Eingang des Münchner Kunstlabors 2 die Arbeit „Carving Memories in the Digital Age” zu sehen. In dieser Arbeit setzt sich Vhils mit der digitalen Vernetzung auseinander. Dabei geht er der Frage nach, wie Menschen interagieren und sich erinnern.
In Schaukästen im ersten Obergeschoss erfährt mehr über die Anfänge von Vhils und die Werkzeuge, die der Künstler benutzt. Auch Teile von weiteren Projekten sind ausgestellt, wie zum Beispiel einige der Wandfliesen des Bahnhofs am Flughafen Orly. Dieser Auftragsarbeit ist besonders spannend, da es sich bei den Azulejos (Fliesen) um eine traditionelle Art der Ausschmückung des öffentlichen Raums auf der iberischen Halbinsel handelt und Vhils gestaltet diese auf besondere Weise.
Videoarbeiten wie „Prisma“, in der es um die Zeitwahrnehmung während der Pandemie geht, runden die Show ab. Paralell zu Strato ist im Bunker „Girlwithout Balloon“ von BANKSY zu sehen. Beide Künstler kennen sich. So war Vhils 2008 Teilnehmer des von Banksy in London kuratiertem Cans-Festival.